
Er ist der Mann fürs Grobe: Heiko Schotte beseitigt, was andere lieber nicht wegputzen möchten. Wenn die Polizei an einem Tatort ihre Ermittlungen abgeschlossen hat und die sterblichen Überreste des Mordopfers weggeschafft sind, entfernt der von Bjarne Mädel gespielte „Schotty“ Blutlachen und andere unappetitliche Reste – und trifft dabei auf Menschen, die ihm seine mühselige Arbeit nicht gerade erleichtern. Jetzt sind neue Folgen der makaber-schrägen Comedyserie „Der Tatortreiniger“ zu sehen: Das NDR-Fernsehen zeigt am 7., 8. und 9. Januar jeweils um 22.25 Uhr neue Folgen der 2011 gestarteten und mehrfach preisgekrönten Kultserie, die in ganz Deutschland ihre Fans hat und bereits ins Ausland verkauft wurde. Zuvor wird, jeweils um 22 Uhr, eine alte Episode von „Der Tatortreiniger“ ausgestrahlt.
Bjarne Mädel: Nee, könnte ich nicht, das wäre verlogen, wenn ich das behaupten würde. Ich habe in der Vorbereitung auf die Rolle einen echten Tatortreiniger kennengelernt und dabei erfahren, dass das ein unglaublich harter Job ist. Bei Weitem nicht nur, was die körperliche Arbeit angeht, sondern auch die psychische Belastung, wenn man es mit Hinterbliebenen von Mordopfern oder Selbstmördern zu tun bekommt. Das ist, wie er mir erzählt hat, viel schlimmer als der Dreck oder der Gestank, mit dem er manchmal konfrontiert wird.
Mädel: Nö, ich beschäftige mich nicht so wahnsinnig gern mit dem Sterben, insofern wäre das alles andere als mein Traumjob. Ich würde mir mit Sicherheit was Unblutigeres suchen.
Mädel: Das kann ich nicht sagen, im Moment läuft es zum Glück ja noch ein bisschen mit der Schauspielerei. Ich habe keinen Plan B, wenn Sie das meinen, und den habe ich im Moment zum Glück auch nicht nötig. Ich hatte auch noch nie das Gefühl, was anderes machen zu wollen. Ich bin sehr glücklich mit meinem Beruf.
Mädel: Auf jeden Fall. Ich arbeite viel und auch wahnsinnig gerne, und mir würde es verdammt schwerfallen, von heute auf morgen aufzuhören. Ich bin mit Leib und Seele Schauspieler.
Mädel: Das habe ich mal gemacht, weil mich der Verlag Kiepenheuer & Witsch für ein Buchprojekt darum gebeten hatte. Aber ich habe das mehr so als spannende Herausforderung begriffen, weil ich in ein paar Monaten 120 Gedichte schreiben musste. Das hat Spaß gemacht, ich habe aber nicht vor, einen zweiten Gedichtband herauszubringen, keine Bange.
Mädel: Speziell zum Tatortreiniger nicht, aber zum Thema Tod schon. Die stehen aber alle weiter hinten in meinem Buch, deshalb fällt mir da jetzt ums Verrecken keins ein. Doch, Moment, eins hab ich, zum Thema Friedhöfe, das geht so: „Kann ich nicht mit umgehen, muss ich meist drumrumgehen.“
Mädel: Schwer zu sagen, weil ich in allen genannten Fällen ja auch Teil der Entstehungsgeschichte dieser Serien bin. Wenn Sie so wollen also auch Teil des Kults. Ich bin ja zu den Serien nicht dazugestoßen, nachdem sie schon fünf Jahre gelaufen waren. Das hat auch viel mit dem Regisseur Arne Feldhusen zu tun, der mit der Entstehung von allen drei Serien maßgeblich zu tun hatte. Sein Humorverständnis und meines treffen sich ganz gut, glaube ich. Kult lässt sich ja nicht planen, es ist doch eher so: Wir machen etwas, das wir gut finden. Und wenn man das mit einer gewissen Konsequenz macht, kann im Glücksfall auch so etwas wie Kult dabei entstehen.
Mädel: Klar, schon der Beruf ist ja außergewöhnlich, um nicht zu sagen skurril. Wir hatten ursprünglich auch einen anderen Titel im Sinn: „Der letzte Dreck“. Das klingt erst mal ziemlich krass, aber es trifft genau den Punkt, wie ich finde. Außerdem hätte es noch kultiger geklungen und sich auch im TV-Programm ganz gut gemacht: Zum Tagesausklang „Der letzte Dreck“ . . . Trotzdem bleibe ich dabei: Kult lässt sich nicht planen, sonst würde das ja jeder ständig machen.
Mädel: Das hat, glaube ich, viel mit Mutlosigkeit, aber auch mit fehlender Gelegenheit zu tun. Bei uns war auch etwas Glück im Spiel: Der NDR hatte ein freies Feld und noch ein bisschen Geld, das übrig war, und dann hat er uns einfach mal machen lassen, hat uns jede Menge Freiraum gegeben. Es gab diese kleine Lücke, und da sind wir reingesprungen und haben uns breitgemacht. Ich glaube, die Sender müssten mehr Vertrauen zu den Kreativen haben, dann würden auch mehr schräge, sehenswerte Sachen entstehen. Ich kenne viele Kreative, die schräge Ideen haben, aber aus den allermeisten wird halt nix. Es herrscht unter Programmverantwortlichen eine zu große Angst, den Zuschauer zu verschrecken.
Mädel: Leider ist das so, aber ich freue mich einfach so lange, wie ich das machen darf, und wenn das eines Tages nicht mehr gewünscht ist, dann versucht man halt was anderes. Wir machen unsere Arbeit so gut wir können, und hoffen, dabei den Humor-Nerv von möglichst vielen Leuten zu treffen.
Bjarne Mädel
Geboren am 12. März 1968 in Hamburg. Nach dem Abitur in Friedberg studierte er in Kalifornien Literatur und kreatives Schreiben, danach Theaterwissenschaften in Erlangen und Schauspiel an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam.
Theaterengagements führten Bjarne Mädel ans Volkstheater Rostock und ans Schauspielhaus Hamburg. Bekannt wurde er mit der Fernseh-Comedyserie „Stromberg“ und der komödiantischen ARD-Krimireihe „Mord mit Aussicht“. Bjarne Mädel lebt in Berlin.