Das Foto wurde weltberühmt: KZ-Überlebende in gestreifter Häftlingskleidung hinter Stacheldraht, die großen Augen in hohlwangigen Gesichtern anklagend auf die Betrachter gerichtet. Im April 1945 dokumentierte die amerikanische Kriegsreporterin Margaret Bourke-White (1904-1971) die Befreiung Buchenwalds. Ihre Aufnahmen von ausgemergelten, übereinandergeschichteten Körpern und von Weimarer Bürgern, die verstört Leichenberge betrachten, schrieben Geschichte. Fotos wie „Die lebenden Toten von Buchenwald“ gehören zum Bildgedächtnis des Holocaust.
Jetzt widmet der Berliner Martin-Gropius-Bau der berühmten Fotografin und Erfinderin der Bildreportage eine Ausstellung (bis 14. April). Im Mittelpunkt stehen 154 ihrer Arbeiten, Erstabzüge auf Silbergelatinepapier, die zwischen 1930 und 1945 überwiegend in Europa und der jungen Sowjetunion entstanden sind. Ergänzt werden sie durch zahlreiche Dokumente, darunter Briefe und Zeitschriften, für die Bourke-White arbeitete.
Zäh und beharrlich
„Sie war eine kämpferische Pionierin und Wegbereiterin“, sagt Ausstellungskuratorin Oliva María Rubio. „Bourke-White war die erste Frau, die Stahlgießereien fotografierte, die erste Ausländerin, die in der jungen Sowjetunion fotografieren durfte, die erste Kriegsreporterin der US-Armee im Zweiten Weltkrieg.“ Zäh und beharrlich habe sie sich einen Platz in der von Männern dominierten Welt der Fotografie erobert und den Weg für andere Frauen nach ihr bereitet.
Als Mitarbeiterin von Magazinen wie „Fortune“ und ab 1936 von „Life“ avancierte sie zu einer der erfolgreichsten Bildjournalistinnen des 20. Jahrhunderts, geboren in der New Yorker Bronx, aufgewachsen in New Jersey als Tochter eines Ingenieurs und Erfinders.