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WÜRZBURG
Beschwingt gejauchzt, innig frohlockt
Frank Kupke
 |  aktualisiert: 17.12.2017 02:50 Uhr

Für viele Menschen gehört Bachs Weihnachtsoratorium einfach zur Advents- und Weihnachtszeit dazu. Bei den Würzburger Bachtagen gab es die ersten drei der sechs Kantaten nun in der rappelvollen Johanniskirche zu hören.

Unter dem künstlerischen Leiter der Bachtage, Matthias Querbach, präsentierte der gut 50-köpfige Bachchor mit den Instrumentalisten von „La strada armónica“ einen Bach voller Spritzigkeit. Das „Jauchzet, frohlocket!“ trug der Chor ungemein beschwingt vor. Die Choräle gestalteten die Sänger als Momente des Innehaltens. Insbesondere hier glänzte der Bachchor mir klanglicher Intensität.

So konnte sich die ganze Reichhaltigkeit von Bachs Version der Weihnachtsgeschichte voll entfalten. Hierzu trugen maßgeblich die Gesangssolisten bei – allen voran Anneka Ulmer vom Mainfranken Theater. Die Altistin überzeugte mit Natürlichkeit und Wohlklang in allen Lagen. Der Dresdner Tenor Benjamin Glaubitz schilderte die Weihnachtsgeschichte mit großem Gespür für die Spannung des Geschehens und Virtuosität.

Wunderschön ergänzten sich im Duett „Herr, dein Mitleid“ der famose Bariton Martin Schicketanz und die ausgezeichnete Sopranistin Leigh Michelow, die kurzfristig für Marie F. Schröder eingesprungen war. Für eine Extraportion musikalischen Esprit sorgten die Musiker von „La strada armónica“. Sie spielten auf historischen Instrumenten. Die versierten Musiker trugen einen Bach voll Leichtigkeit und ohne falsches Pathos vor. Die klanglichen Glanzlichter setzten die Holzbläser. Bei den Trompeten gab es mitunter ein paar Kiekser, was aber dem positiven Gesamteindruck keinen wesentlichen Abbruch tat.

Zuvor hatte es das D-dur-„Magnificat“ von Jan Dismas Zelenka (1679-1745) zu hören gegeben. Das musikalische Schaffen des böhmischen Katholiken, der ein paar Jahre älter war als der Protestant Bach, wurde im späten 20. Jahrhundert erst richtig entdeckt. Bachchor und Sänger verstanden es, den Melodienreichtum und die kontrastreiche Satztechnik herauszuarbeiten. Als Solisten überzeugten auch hier Leigh Michelow und Anneka Ulmer. Der Bachchor meisterte die diffizilen Partien mit Bravour.

Zelenkas originelle Vertonung des Lobgesangs Mariens bildete musikalisch einen reizvollen Kontrast und inhaltlich eine schöne Ergänzung zum Weihnachtsoratorium, dessen Erhabenheit und Kraft gerade durch diese Gegenüberstellung umso stärker zur Geltung kamen. Nach dem letzten Bach-Akkord gab es stürmischen Applaus. Und wie bereits vor einer Woche bei Händels „Messias“ gaben Chor und Orchester auch diesmal eine Zugabe: Sie wiederholten Bachs federnd-schmissigen Schlusschor „Herrscher des Himmels“.

 
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