zurück
Berlinale: Aus dem Leben einer sexsüchtigen Frau
Selbstkritische Frau: Charlotte Gainsbourg in einer Szene aus Lars von Triers Sexsucht-Drama „Nymphomaniac“.
Foto: dpa | Selbstkritische Frau: Charlotte Gainsbourg in einer Szene aus Lars von Triers Sexsucht-Drama „Nymphomaniac“.
dpa
 |  aktualisiert: 10.02.2014 17:35 Uhr

Eine sinnlichere Frau hätte sich Lars von Trier für sein soeben bei den Berliner Filmfestspielen vorgestelltes Sexsucht-Drama „Nymphomaniac“ (siehe auch den Artikel links auf dieser Seite) wohl kaum aussuchen können. Charlotte Gainsbourg (42) spielt die sexsüchtige Joe. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist eine Unterhaltung zwischen ihr und dem Junggesellen Seligman (Stellan Skarsgaard). Im Interview erzählt Gainsbourg, was ihr peinlich war.

Frage: Warum spielen Sie im Sexsucht-Drama „Nymphomaniac“?

Charlotte Gainsbourg: Weil Lars mich gefragt hat.

Und Sie würden alles tun, worum er Sie bittet?

Gainsbourg (lacht): Ja, ich glaube nicht, dass ich bei einem Projekt mit ihm Zweifel hätte. Ich bewundere seine Arbeit sehr, bewundere seine Gedanken, seine Art, die Dinge zusammenzusetzen. Es ist nicht nur das, was seine Filme aussagen und wie sie aussehen. Es ist einfach die Erfahrung, mit ihm an einer Szene zu arbeiten. Es gibt nichts Vergleichbares. Weil es wirklich so ist, dass man eine Szene zusammen erkundet und nicht einfach vorschlägt, was einem einfällt. Er begleitet einen.

Wie war es, die Sexszenen zu drehen? Waren Sie schüchtern?

Gainsbourg: Ja, natürlich. Der ganze masochistische Teil des Films war mir peinlich, und es war ein bisschen erniedrigend, aber wenn ich jetzt so darüber nachdenke, hatte ich Spaß dabei. Es war so extrem, dass man einfach nur Spaß dabei haben konnte. Es war sehr dramatisch, aber wir haben gelacht. Um acht Uhr morgens eine Vagina-Prothese angelegt zu bekommen war ein bisschen peinlich, aber es ist lustiges Zeug, an das man sich erinnert.

Gab es in „Nymphomaniac“ etwas, das Sie zum ersten Mal in einem Film gemacht haben?

Gainsbourg: Alles. Die Gesprächsszenen mit Seligman – ich habe nie so viel gesprochen. Lars hatte schon gesagt, dass es ein sehr geschwätziger Part sein würde. Dann die masochistische Erfahrung. Etwas, das man in der langen Version des Films sieht, das ich nie zuvor gemacht hatte. Alles. Die Anziehung zu dem jungen Mädchen, alles. Ich neige dazu, von Lars' Filmen zu sprechen, als wäre es das Paradies und es gäbe nichts anderes. Ich weiß, dass jeder Film seinen Reiz hat und alle unterschiedlich sind. Deshalb entscheidet man sich für Projekte, die man noch nie gemacht hat, also ist es hoffentlich immer etwas Neues.

Für wie viele Szenen brauchten Sie Doubles?

Gainsbourg: Sobald man den Akt des Eindringens sieht, sind wir das nicht. Die Schläge, die masochistischen Momente, das ist nicht mein Hintern. Wenn man eine Vagina sieht, ist das nicht meine.

Ist „Nymphomaniac“ ein Porno?

Gainsbourg: Ich weiß, dass es viel Gerede gibt. Es macht Spaß, über den Sex, die Provokation, den Porno-Aspekt des Films zu sprechen, aber darum geht es nicht wirklich. Porno-Gucker wären sehr enttäuscht, glaube ich. Für mich ist es eine wahre Reise durch das Leben einer Frau, die übermäßig kritisch mit sich selbst ist, sich als eine Person ohne Moral darstellt und Seligman davon überzeugen will, dass sie ein schlechter Mensch ist – am Ende ohne Erfolg. Sie hat einen Sexhunger, der sehr ungewöhnlich ist, und porträtiert sich durch ihr Sexleben.

Charlotte Gainsbourg

Am 21. Juli 1971 in London geboren, ist Charlotte Gainsbourg die Tochter des französischen Komponisten Serge Gainsbourg und der britischen Schauspielerin und Sängerin Jane Birkin. Für Lars von Trier spielte sie schon in „Antichrist“. Gainsbourg singt auch: 2011 kam ihr Album „Stage Whisper“ heraus. Sie lebt mit dem französischen Schauspieler und Regisseur Yvan Attal zusammen, mit dem sie drei Kinder hat. Sie ist ein Patenkind von Yul Brynner.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
dpa
Britische Schauspielerinen
Charlotte Gainsbourg
Filme
Filmfestspiele von Berlin
Interviews
Lars von Trier
Masochismus
Pornographie
Serge Gainsbourg
Sexsucht
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen