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REICHENBERG
Bei „Novemberschokolade“ biss der Verlag an
Ulrike Sosnitza
Foto: Pat Christ | Ulrike Sosnitza
Pat Christ
Pat Christ
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:22 Uhr

Auf dem Kaffeetisch mit der grüngewürfelten Decke verführt Schokoladenkuchen den Besucher. Seit ihrer Kindheit liebt Ulrike Sosnitza Süßes aus Kakao. Anders als Lea, Heldin ihres Romans „Novemberschokolade“, machte sie ihre Passion jedoch nicht zum Beruf. Sosnitza, Mitglied des Würzburger Autorenkreises, ist gelernte Bibliothekarin. Mit „Novemberschokolade“ schaffte sie es, den renommierten Heyne-Verlag zu begeistern.

Ein brisantes Thema

In Ulrike Sosnitzas Roman, der in Würzburg und in München spielt, geht es seitenweise verlockend schokoladig zu. Gleichzeitig wird das Buch aber von einem Thema durchzogen, das reichlich bitter ist. Lea Winter, 32 Jahre alte Mittelpunktfigur des Romans, wurde von ihrer Mutter Anne verlassen. Mehr als 20 Jahre ist das her. Ein Zufall bringt die junge Frau sie dem Rätsel ihrer Familiengeschichte auf die Spur.

Mit „Novemberschokolade“ greift die 1965 geborene Autorin, die selbst in einer intakten Familie glücklich aufwuchs, ein brisantes Thema auf. Was geht in Frauen vor, die sich von ihrem Kind abwenden? Wo bleibt da der viel beschworene Mutterinstinkt, die vermeintlich angeborene Liebe jeder Mutter zu ihrem Kind? Und was macht das mit einem Kind, wenn es von der eigenen Mutter verlassen wird?

„Als Jugendliche bekam ich im Bekanntenkreis von einem solchen Schicksal mit“, erzählt die Schriftstellerin. Seither lässt sie das Thema nicht mehr los. Mehrmals schon versuchte sie, die Thematik in einer spannenden Geschichte zu transportieren. Bis ihr 2012 die Idee kam, sie in einer Würzburger Chocolaterie anzusiedeln.

„Novemberschokolade“ ist Sosnitzas zweiter Roman. Ihr Debütwerk erschien im Juni 2013 im Würzburger Verlag Königshausen und Neumann. „Ein Klick zu viel“ heißt die Geschichte, die sich um die Hausfrau Emmy dreht. Die möchte unbedingt einen Roman schreiben. Allerdings mangelt es nicht nur an Talent. Ihr fehlt es auch an jener Ausdauer, die nötig ist, um ein Werk zu schaffen, das über Dutzende von Seiten hinweg spannend bleibt.

Damit unterscheidet sich Emmy deutlich von Ulrike Sosnitza. Die ist eine konsequente Wortarbeiterin. Jeden Morgen sitzt sie um 8 Uhr am Schreibtisch.

Oft schriftstellert sie bis in den Nachmittag hinein. Ohne diese Konsequenz, sagt die Autorin, wäre es aber auch nichts geworden mit ihrem jüngsten Buchprojekt. 385 Seiten schreiben sich nun mal nicht so einfach nebenher. Vor allem ist es ja auch nicht so, dass eine Schriftstellerin die erste Seite tippen und von da an den Roman am Computer herunterrattern würde.

Überall lauern Fallstricke und Stolpersteine. Immer wieder müssen Szenen umgearbeitet werden. Manchmal steckt man hoffnungslos in einer Sackgasse. So erging es auch Sosnitza: „Als ich das Buch zu zwei Dritteln fertig hatte, musste ich noch einmal ganz von vorn beginnen.“

Eine Bekannte hatte sie darauf hingewiesen, dass der Roman anders besser funktionieren würde. Sosnitza dachte darüber nach – und fand den Einwand berechtigt. Nach einem Jahr Arbeit ging es also zurück an den Ausgangspunkt.

„Ich bin Kritik gegenüber sehr offen, schließlich kann man von den Erfahrungen anderer nur profitieren“, sagt die in Reichenberg wohnhafte Autorin. Ihre Fähigkeit, Anregungen ruhig entgegenzunehmen, bewahrte sie in den vergangenen Monaten vor so manchem Stimmungstief. Denn auch das beendete Manuskript wurde einer mehrfachen Prüfung unterzogen. Zum einen ging Sosnitzas Münchner Literaturagentur Hofmann über die Seiten. Danach wurde der Roman mehrmals von Lektoren des Heyne-Verlags unter die Lupe genommen.

Ohne die Literaturagentur hätte es Ulrike Sosnitza kaum geschafft, einen renommierten Verlag für sich und ihre Werke zu interessieren. Inzwischen ist sie auch viel zu sehr Profi, als dass sie noch in Eigeninitiative versuchen würde, Verlage mit unverlangt eingesandten Manuskripten auf sich aufmerksam zu machen. An Agenturen geht heute kein Weg mehr vorbei. Eine gute Agentur zu finden, ist jedoch alles andere als einfach: „Ich suchte ein ganzes Jahr.“ Die Hartnäckigkeit zahlte sich aus. Über eine Londoner Buchmesse fand Sonitzas Agentur binnen kürzester Zeit gleich mehrere Verlage, denen der sinnlich-rätselhafte Roman „Novemberschokolade“ gefiel. Mit Heyne kam man schließlich ins Geschäft.

Arbeit am dritten Roman

Über ein Jahr ist es her, dass Sosnitza ihr Manuskript abgab. Seither saß sie jedoch nicht herum und wartete auf ihr Buch. Längst arbeitet sie an ihrem dritten großen Prosawerk. Durch das wird sich eine weitere Passion ziehen: das Gärtnern. Auch dieser Roman verspricht wieder sinnlich zu werden. Wobei Rosen, Tulpen und Gesträuch neuerlich nur die Kulisse bilden für eine Geschichte, die abermals die Tiefen und Untiefen eines familiären Gefüges auslotet.

Ulrike Sosnitza präsentiert ihren Roman „Novemberschokolade“ am 17. November, 20 Uhr, im Würzburger Buchladen Neuer Weg.

 
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