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WÜRZBURG
BBK-Galerie: Moderne Träume von gestern
Frank Kupke
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:05 Uhr

Links ist der berühmte Bamberger Reiter, rechts oben der Suppenkasper und darunter ein Paar bunter Fliegenpilze, wie man sie aus Illustrationen in Kindermärchenbüchern kennt. „Deutschbild“ nennt der Maler Wieland Jürgens sein Acrylgemälde von 2012. Es ist eins von 13 großformatigen Bildern, die der Maler in der Ausstellung „Remembering tomorrow“ („Erinnerung an morgen“) in der Galerie des Berufsverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) Unterfranken im Würzburger Kulturspeicher zeigt. Zu sehen sind außerdem noch einige kleinere Papierarbeiten.

Wie auf „Deutschbild“ konfrontiert Wieland Jürgens, der 1989 die Kunsthalle Zellingen gründete und seit einem halben Jahrzehnt in Berlin-Kreuzberg lebt und arbeitet, oft Werke der europäischen Kunstgeschichte mit Bildern populärer Kultur. Hierzu unterteilt der Künstler die Leinwandfläche meist in eine Art Setzkasten, in dem er dann beispielsweise der mittelalterlichen keuschen Uta-Figur vom Naumburger Dom eine laszive halbnackte Tabledancerin gegenüberstellt.

Meist bestimmt eine unaufdringliche Mischfarbe (zum Beispiel Ocker, Türkis oder Braun) die Leinwand, auf die der Maler mit Gold oder kaum gemischten Farben kräftige Farbakzente setzt. Das ist malerisch und inhaltlich effektvoll. Die Glanzlichter der Kunstgeschichte malt Jürgens in beinahe altmeisterlicher Manier ab. Manchmal vereinfacht er, lässt etwas weg oder malt etwas hinzu.

Die Ironie dieser postmodernen Malerei des „Anything goes“ („alles geht“) nimmt altassyrische Kunst genauso aufs Korn wie Malewitschs „Schwarzes Quadrat“ von 1915. Auf „Nightmare“ kombiniert Jürgens Johann Heinrich Füsslis „Nachtmahr“ (1781) mit Donald Duck.

In „Ok, vier Uhr am Alex“ verbindet er den „Schwur der Horatier“ von Jacques-Louis David (1784) mit einer per Handy telefonierenden jungen Frau. Auf einem Dönerbudenbild (2014) sind die beiden Halbakte des „Porträt der Gabrielle d?Estrées und der Duchesse de Villars“ (1594, Schule von Fontainebleau) zu sehen. Der grüne Luftballon soll laut Jürgens eine Anspielung auf die Farbe des Islam, Grün, sein.

Durch die ungewöhnlichen und witzigen Kombinationen und durch gelegentliche avantgardistische Restbestände (Farbspritzer und ähnliches) wirken Wieland Jürgens‘ Werke modern. In ihrer Grundhaltung sind sie aber retrospektiv und würden sich zu gerne zurückträumen in die vormoderne Märchenzeit.

Öffnungszeiten: Mittwoch–Samstag 14-18, Sonntag 11-18 Uhr. Bis 31. Mai.

 
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