
Sie hat mehr Platten verkauft als die meisten. Auch ihre Karriere in Hollywood ist beispiellos. Barbra Streisand ist eine der wichtigsten Frauen im Show- und Filmgeschäft. Doch sie denkt auch politisch, unterstützt den Umweltschutz, gilt als kompromisslos liberal und fördert seit eh und je Kandidaten der Demokratischen Partei für das Weiße Haus. Auch Barack Obama dürfte im Wahlkampf wieder mit ihrem Beistand rechnen können. Am kommenden Dienstag (24. April) wird Barbra Streisand 70.
Ungeachtet ihrer künstlerischen und kommerziellen Erfolge blieb die Powerfrau der amerikanischen Unterhaltungsindustrie nach eigenem Bekunden stets scheu. Sie leide immer wieder unter Lampenfieber, „dass es mir fast den Magen umdreht“, sagt sie.
Nachtklubs und Broadway-Revuen
Streisands Karriere begann in den 60er Jahren in Nachtklubs und Broadway-Revuen. In ärmlichen jüdisch-orthodoxen Verhältnissen im New Yorker Bezirk Brooklyn aufgewachsen, träumte sie schon früh von einer Gesangskarriere. Wegen ihrer auffallend großen Nase riet die Mutter angeblich von der Bühne ab. Andere verspotteten sie als hässliches Entlein. Doch ihr unerschütterlicher Wille brachte sie schneller ans Ziel als gedacht. In einer Nebenrolle am Broadway ersang sich die junge Frau die Aufmerksamkeit der Produzenten. Ihre unverwechselbare, kräftige Stimme und ihr spröder Charme verhalfen ihr zur Hauptrolle im Broadway-Musical „Funny Girl“ und bald danach zum Aufstieg in Hollywood. Gleichzeitig stellte sich der Erfolg in der Musik ein.
Schon für das erste Album erhielt Barbra Streisand 1963 einen Grammy. Sie gehört zu der kleinen Gruppe von Multitalenten, die von Hollywood mit Oscars, von der Plattenindustrie mit Grammys und vom Fernsehen mit Emmy-Preisen belohnt wurden. Der Broadway würdigte sie mit einem Tony-Preis. Streisands Alben verkauften sich über 140 Millionen Mal, ihre TV-Shows „My Name is Barbra“ und „Color Me Barbra“ gingen um die Welt und erzielten Rekordeinnahmen. Mit Robert Redford als Liebespartner machte sie in „Jene Jahre in Hollywood“ Furore. Klassiker wurden auch „Hello Dolly“, „Nuts“, „Is was, Doc?“ und „Yentl“. 15 Jahre hatte die Jüdin Streisand mit den Studiobossen in Hollywood gekämpft, ehe sie die anrührende Geschichte des jüdischen Mädchens Yentl verfilmen konnte, das sich Anfang des letzten Jahrhunderts als Junge verkleidete, um eine Talmud-Schule besuchen zu können. Sie schrieb das Drehbuch, spielte die Hauptrolle, führte Regie und war obendrein die Produzentin. Zuletzt war Streisand als durchgeknallte Ehefrau von Dustin Hoffman und Mutter von Ben Stiller in der Trilogie „Meine Braut, ihr Vater und ich“, „Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich“ sowie „Meine Frau, unsere Kinder und ich“ zu sehen. Ende dieses Jahres soll sie mit einer Road-Trip-Comedy („My Mother's Curse“) als Mutter von Seth Rogen in die Kinos zurückkommen. Zwischendurch verabschiedete sich die Streisand von der Bühne und dem Film, um neues Liebesglück zu genießen. 1998 hatte sie – gut 25 Jahre nach der gescheiterten Ehe mit Elliot Gould – den Schauspieler James Brolin geheiratet. „Jetzt, wo ich glücklich verheiratet bin, möchte ich mein Leben an der Seite des Mannes leben, den ich liebe“, sagte sie Reportern im Jahr 2000. Doch ihr Vorsatz war nicht von Dauer. 2006 kehrte sie auf die Bühne zurück und begeisterte Kritiker wie Fans erneut mit der Wärme ihrer Stimme.
Dennoch ist Barbra Streisand das eigene Zuhause am liebsten. Sie verbringe den Tag mühelos mit Zeitungslesen und der Dekoration ihres Heims, verriet sie in Interviews. Überhaupt gehe nichts über einen Kaffee im Bett.
Der CD-Tipp
Barbra Streisand: A Woman In Love – The Greatest Hits (Sony) Das am Freitag, 20. April, erscheinende Album vereint 18 Streisand-Klassiker, darunter „Guilty“ (im Duett mit Barry Gibb), „You don't bring me Flowers“ (mit Neil Diamond), „Memory“, „Somewhere“, „The Way we were“ und „Send in the Clowns“.