Die russische Ballettlegende Maja Plissezkaja ist im Alter von 89 Jahren in Deutschland gestorben. „Sie ist einem schweren Herzanfall erlegen. Die Ärzte kämpften noch, aber sie konnten sie nicht retten“, sagte der Direktor des Moskauer Bolschoi Theaters, Wladimir Urin, am Samstag russischen Agenturen zufolge. „Eine der größten Tänzerinnen unserer Zeit ist von uns gegangen“, meinte der russisch-amerikanische Ballettstar Michail Baryschnikow.
Plissezkaja war in den letzten Jahren mit ihrem Mann, dem Komponisten Rodion Schtschedrin (82), zwischen den Wohnorten Moskau und München gependelt. „Ich liebe München, weil es drei Orchester von Weltrang hat – welche Stadt kann das sagen“, meinte die Künstlerin einmal. Plissezkaja wurde am 20. November 1925 in Moskau geboren. Am Bolschoi tanzte die Primaballerina zwischen 1943 und 1989 die wichtigsten Rollen. Mit Auftritten in „Schwanensee“ und „Dornröschen“ erlangte sie Weltruhm. Daneben machte sie sich in ihrer mehr als 60-jährigen Karriere auch als Choreografin einen Namen. Für ihre Karriere habe sie bewusst auf Kinder verzichtet, doch das bedauere sie nicht, sagte sie einmal. „Solange ich Angebote bekomme, werde ich tanzen.“
Auch wenn ihr Talent früh erkannt wurde, verlief Plissezkajas Karriere alles andere als geradlinig. Ihr Vater verschwand 1938 während der Stalin-Diktatur. Erst 52 Jahre später erfuhr sie, dass er kurz nach der Festnahme erschossen wurde. Als Maja elf war, wurde ihre Mutter, eine bekannte Schauspielerin, nach Kasachstan deportiert. Als „Tochter von Volksfeinden“ konnte sie erst sechs Jahre nach Stalins Tod 1959 mit dem Bolschoi auf USA-Tournee gehen.