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WÜRZBURG
Ausverkauftes Würzburger Bockshorn: Philipp Weber serviert Gänsewein aus dem Barrique
Von unserem Mitarbeiter Reinhard Glaab
 |  aktualisiert: 11.12.2019 15:17 Uhr

„Man kann“, sagte der Doktor, „mit Alkohol auch vernünftig umgehen – aber Sie nicht, Herr Weber!“ Mit seinem neuen Programm, betitelt „Durst – warten auf Merlot“, beweist der Kabarettist, dass sich der Weißkittel vehement getäuscht hat: Philipp Weber nimmt sich den heiß geliebten Gesundheitsfeind ebenso witzig wie schlagfertig zur Brust. Mit hochprozentiger Komik lässt er die Leber baumeln. Heute Abend darf‘s im voll besetzten Würzburger Bockshorn ein Glas mehr sein!

Nicht dass der launige Odenwälder zu hemmungslosem Kampftrinken verführen will, denn da präsentiert er mit Onkel Rudi ein warnendes Beispiel. Der hat sein Leben lang Schnaps dem Wasser vorgezogen („Ich bin durstig, aber doch nicht schmutzig!“). Die Proben seiner selbst destillierten Rauschmittel waren als „Blindverkostung“ gefürchtet. Bei seiner Grablege stand stilgerecht ein Absacker bereit.

Webers Bühnenpräsenz ist von ständiger Bewegung geprägt. Er schreitet, hüpft, tänzelt und kann sich mit unglaublichem Tempo in Rage reden. Seine Stimme wird schrill, er gluckst und presst seinen Abscheu heraus – zum Beispiel gegen softige Mischgetränke. Er bläst sich zum Anti-Alcopopper auf und schwört auf reinen Genuss: Apfelwein aus dem Odenwald, bei dem die Leber um Gnade bettelt, bevor er im Glas ist! Der examinierte Chemiker geht bei seinen vergnüglichen Lektionen dem „Schmiermittel der Leistungsgesellschaft“ auf den Grund, weiß von alkoholisierten Glückshormonen und definiert lallend den Zustand „betrunken: sich eloquent fühlen ohne es aussprechen zu können!“

Der 40-jährige Schelm hat noch andere Durstlöscher auf der Schippe. Der Wasserwahn bringt ihn zum Kochen. Importe von den Fidschi-Inseln, „Aqua Luna – Vollmondabfüllung“ oder „Gänsewein aus dem Barrique“ straft er mit viel beklatschter Häme ab. Seine radikale Schlussfolgerung: „Wenn Gott gewollt hätt‘, dass man Wasser trinkt, hätt‘ er nicht so viel gesalzen!“

Appetit auf mehr

Dann also Kaffee! Weber zieht den unfairen Handel mit der Bohne treffend scharf durch den Kakao und wirbt auch auf anderem Gebiet für ökonomische und ökologische Korrektheit. Kondome aus fair gehandeltem Kautschuk versprechen „Bumsen für eine bessere Welt“.

Zum Nachtisch serviert der blendend aufgelegte Komiker einen köstlichen Happen aus seinem Programm „Futter – streng verdaulich“. Auch damit macht er Appetit auf mehr!

 
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