
Neben der städtischen Sammlung ist das Würzburger Museum im Kulturspeicher auch Heimat der Sammlung Konkreter Kunst in Europa nach 1945. Mehrere hundert Werke dieser abstrakten Kunstrichtung haben der Berliner Sammler Peter C. Ruppert und seine Gattin Rosemarie gezielt zusammengetragen. Von der Stadt Würzburg gab's dafür die Ehrenbürgerwürde. Ruppert seinerseits ehrt alle drei Jahre einen Künstler der Konkreten Kunst mit dem nach ihm benannten Preis. In diesem Jahr ging der mit 15 000 Euro dotierte Preis an den Schweizer Künstler Hans Jörg Glattfelder, am Dienstag wurde er mit einem Festakt im Museum verliehen.
In seiner Laudatio würdigte der französische Kunsthistoriker Serge Lemoine, früherer Präsident des Musée d?Orsay in Paris, den Preisträger, der der dritten Generation der Konkreten Kunst zuzurechnen ist. Der 1939 in Zürich geborene Künstler, der nach Lebensabschnitten in Italien und Frankreich heute in Basel lebt, sei zwar der Konkreten Kunst zuzurechnen, habe sich aber von deren Anfängen abgesetzt, etwa, indem er in Elemente der Wissenschaft, speziell der Mathematik, in seine Arbeit einfließen lässt.
Glattfelders Bilder seien „streng und systematisch, ohne Pathos und Sentimentalität“, so Lemoine, dennoch seien in den Arbeiten „Vierecke nicht mehr viereckig, und gerade Linien werden plötzlich wellig“. Dieses „Spiel mit der Illusion“ verblüffe den Betrachter stets aufs Neue und erzeuge ein einzigartiges Resultat. Die Sammlung Ruppert besitzt drei Arbeiten Glattfelders.
Glattfelder, so Lemoine, ist aber nicht nur praktizierender Künstler, sondern auch anerkannter Theoretiker. Für die Webseite des Kulturspeichers hat er ein umfangreiches Glossar mit Begriffen aus der Konkreten Kunst verfasst, das in mehrere Sprachen übersetzt wurde. Daneben verfasste er zahlreiche Essays und hielt viele Vorträge.
Glattfelders Werke sind in renommierten Museen in Europa ausgestellt und wurden in über 100 Einzelausstellungen auf dem europäischen Kontinent, aber auch in Mexiko, Indien, Australien und New York gezeigt. Vor dem Schweizer Künstler wurden François Morellet (Frankreich), Hajo Hangen (Deutschland) und Dora Maurer mit dem Peter C. Ruppert-Preis ausgezeichnet.