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LONDON
Auktion für die Unsterblichkeit
byl
 |  aktualisiert: 05.11.2014 18:09 Uhr

Als junge charismatische Heldin in einem Thriller von Ken Follett auftrumpfen oder in einem Roman von Ian McEwan eine zentrale Rolle spielen? Fans können sich diesen Traum nun bei einer sogenannten Unsterblichkeitsauktion in London erfüllen. 17 international berühmte Schriftsteller wie Follett, McEwan, Margaret Atwood, Zadie Smith, Julian Barnes, Robert Harris oder auch Tracy Chevalier, die mit ihrem Werk „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ bekannt wurde, spendeten an die Stiftung „Freedom from Torture“ künftige Romanfiguren.

Leser haben am 20. November die Möglichkeit, den Namen eines Charakters und vielleicht auch andere reale Erkennungszeichen in einem noch unveröffentlichten Werk zu ersteigern. Das Geld geht an Menschen, die Opfer von Folter wurden.

„Ich halte in meinem neuen Roman einen Platz frei für eine Frau – idealerweise eine Frau –, eine taff redende Hausherrin einer Pension zu Zeiten des Goldrauschs in San Francisco in den 1850er Jahren“, sagte die Schriftstellerin Tracy Chevalier im „Guardian“. Die ersten Worte der Wirtin an den Helden kennt sie offenbar auch schon: „No sick on my stairs. You vomit on my floors, you're out“, was übersetzt so viel heißt wie „Keine Kranken auf meiner Treppe. Wenn du dich auf meinem Boden übergibst, fliegst du raus.“

Der Autor Julian Barnes, unter dessen Schirmherrschaft die Auktion läuft, hofft darauf, dass es „fasziniert, wenn man einen Charakter nach sich oder einem Freund benennt und sieht, was damit passiert, wenn man diesen Namen einem Romanautor oder Kurzgeschichten-Schriftsteller überreicht.“ Doch er schränkt ein: „Es gibt keine Garantie, dass der Charakter einem auch ähnlich ist.“ Die Chance aber sei gut, dass er oder sie sich als sympathisch erweise.

„Außer man hätte es gerne anders.“ In diesem Fall dürfe man seine Vorstellung konkretisieren, auch wenn von Seiten der Autoren keine Versprechen gemacht würden, dass die Wünsche auch genauso umgesetzt werden. An diesem Punkt könnte die Auktion für den guten Zweck zu einem Problem werden. Da man nicht nur den eigenen Namen ersteigern kann, sondern im Grunde den jeder Person – egal ob Freund oder Feind – könnte es auch passieren, dass sich Menschen mit ihrem Klarnamen in einem Roman wiederfinden, die keine Ahnung davon haben und noch weniger Lust auf die ihnen gebotene Öffentlichkeit.

Die Idee einer Unsterblichkeitsauktion ist nicht neu. Bereits 2005 veranstaltete das Internetauktionshaus eBay eine Wohltätigkeitsauktion, bei der Leser das Recht ersteigern konnten, Charaktere in zukünftigen Büchern, etwa von Stephen King, John Grisham oder Michael Chabon zu benennen. Die Gewinnerin der Auktion von Stephen King bezahlte umgerechnet mehr als 20 000 Euro, um eine Figur nach ihrem kleinen Bruder zu bezeichnen. Und so spielte Ray Huizenga später eine zentrale Rolle in Kings Roman „Puls“: als Zombie-Mörder.

 
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