Mit ihrem Zyklus „Ein Weberaufstand“ hatte Käthe Kollwitz ihren ersten künstlerischen Erfolg. Die eindrucksvollen ab 1893 entstandenen Radierungen und Lithografien wurden 1898 auf der „Großen Berliner Kunstausstellung“ gezeigt. Gleichzeitig erfuhr Kollwitz eine herbe Ablehnung. Als der Maler Max Liebermann sie für eine Medaille vorschlug, bügelte Wilhelm II. dieses Ansinnen ab: „Das käme ja einer Herabwürdigung jeder hohen Auszeichnung gleich, Orden und Ehrenzeichen gehören auf die Brust verdienter Männer.“ Dem Kaiser gefiel wohl auch ihre sozialkritische Darstellung nicht. Seine Augen erfreuten sich eher an monumentaler ideal-überhöhter Historienmalerei.
Im Museum Kulturspeicher in Würzburg steht nicht der Weberaufstand, zu dem sechs Blätter ausgestellt sind, im Fokus, vielmehr der zweite grafische Zyklus der am 8. Juli 1867 in Königsberg (heute Kaliningrad) geborenen Künstlerin: die Blätter zum Bauernkrieg von 1525. Kollwitz schuf sie zwischen 1902 und 1908. Unter dem Titel „Aufstand! Renaissance, Reformation, Revolte im Werk von Käthe Kollwitz“ werden die sieben Haupt-Kompositionen präsentiert – dazu über 60 Radierungen und Zeichnungen.
Sie veranschaulichen die Entstehungsgeschichte, sagt Henrike Holsing, stellvertretende Kulturspeicher-Direktorin. So könne der Betrachter nachvollziehen, wie sich die Künstlerin „immer mehr von der akademisch-erzählerischen Konvention löst und ihre Bildsprache auf die wesentliche Aussage verdichtet“.
Die Fesseln der Menschheit
Kollwitz zeigt nicht nur unter anderem den Kampf, mit dem sich die Menschen aus den ihnen auferlegten Fesseln und Erniedrigungen befreien wollten. Zu entdecken ist auch ihre Experimentierfreude. Sie kombinierte Strichätzung und Kaltnadel, verwendete Schmirgel und Nadelbüschel, drückte Stoffe durch.
Die Ausstellung, die ab diesem Samstag zu sehen ist, kommt vom Käthe Kollwitz Museum Köln und wurde zu ihrem 150. Geburtstag konzipiert. Der Bauernkrieg-Zyklus ist ein Sammlungsschwerpunkt und war dort erstmals in diesem Umfang ausgestellt – und jetzt in Würzburg. Zudem gibt es heuer noch einen weiteren Jahrestag: 1907 wurde ihr als erster Frau und Grafikerin der von Max Klinger ins Leben gerufene Villa-Romana-Preis verliehen.
Die Nationalsozialisten schmähten dagegen ihre Kunst als „entartet“. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, am 22. April 1945, ist Käthe Kollwitz gestorben.
Öffnungszeiten: Dienstag 13-18 Uhr, Mittwoch und Freitag, Samstag, Sonn-und Feiertag 11-18 Uhr, Donnerstag 11-19 Uhr (bis 14. Januar)