Neville Marriner ist einer der Tausendsassas des Musikgeschäfts. Als Teenager studierte er Geige, später gehörte er als Violinist zum Londoner Symphonieorchester, 1958 gründete er die Academy of St. Martin-in-the-Fields – und dank des Soundtracks zum Film „Amadeus“ wurden Marriner und das Orchester schließlich auch einem breiteren Publikum bekannt.
Er steht noch immer regelmäßig am Pult. Erst kürzlich dirigierte er in der Royal Festival Hall ein Konzert aus Anlass seines 90. Geburtstags am 15. April – mit „Lebhaftigkeit und Herzlichkeit“, rezensierte der „Daily Telegraph“. „Ich würde sterben“, sagte er einmal der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, „wenn ich aufhören würde zu dirigieren.“
Marriner, 1924 im ostenglischen Lincoln geboren, begann nach seiner Schulzeit am Royal College of Music in London mit einem Violinstudium. Danach ging er in die Violinklasse von René Benedetti am Pariser Konservatorium. Das Rüstzeug zum Dirigenten holte er sich in Privatstunden bei Pierre Monteux und in Sommerkursen. Zudem half ihm die Orchestertätigkeit unter den berühmten Dirigenten Herbert von Karajan und Arturo Toscanini.
Konzerte in Kirchen
In den 50er Jahren überredete Marriner Kollegen, zusammen mit ihm in einer Kirche aus dem 18. Jahrhundert in London Konzerte zu geben. So entstand die Academy of St. Martin-in-the-Fields, die Marriner ursprünglich leitete. Doch die Konzerte waren anfangs schlecht besucht. Der Durchbruch gelang Marriner und seinem Kammerorchester 1970 mit einer Aufnahme von Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Damit reiste das Orchester um die ganze Welt.
Marriner formte die Gruppe zu einem herausragenden Ensemble, das Musik aus verschiedenen Epochen spielt. Zu seinen erfolgreichsten und bekanntesten Aufnahmen gehört die Filmmusik zu Milos Formans Oscar-prämiertem Mozart-Film „Amadeus“ (1984). 1985 wurde Marriner in Anerkennung seiner Verdienste für die Musik von Königin Elizabeth II. zum Ritter geschlagen. Für seine Einspielungen erhielt er zahlreiche Auszeichnungen und Preise, darunter mehrere Grammys.