Es geht wieder aufwärts mit dem Würzburger Filmwochenende, das zuletzt unter der Kino-Situation der Stadt gelitten hatte: Wer am gestrigen Sonntag durchs „Central“-Kino am – in Würzburg politisch umstrittenen – Mozartareal streifte, um schon vor der abendlichen Verleihung der Festivalpreise in die schön lockere, entspannte Atmosphäre rund um die vier Filmsäle einzutauchen, hörte fast nur Gutes. Gutes über die künstlerische Qualität des Gebotenen, Gutes aber auch über das neu improvisierte, zum Beispiel mit bunten Kuschel-Sitzecken aufgehübschte Drumherum.
Der laut Publikumsmeinung beste Film war auch eine einigermaßen eindeutige Angelegenheit: Mit „Hippocrate“ bekam ein französischer Streifen die 2500 Euro für den „Spielfilmpreis“ zugesprochen, der sich in menschlich-unterhaltsamer, aber höchst authentischer Weise mit dem Ärzte-Alltag beschäftigt.
Regisseur Thomas Litti ließ sich dazu vom eigenen Dasein als Arzt und von den weiteren Medizinern in seiner Familie inspirieren. Gedreht worden war in jenem Krankenhaus, in dem er selbst angefangen hatte, mit echten Krankenschwestern und deren Problemen vom Arbeitsstress bis hin zur Sterbehilfe. „Litti schafft es, in einer angenehm anzuschauenden Form die aktuellen Mängel der Ärztebranche aufzugreifen, um so geschickt darauf aufmerksam zu machen“, fasste es die aus der Würzburger Filminitiative für den Siegerfilm zuständige Clémence Lebouche zusammen.
Als neuer Leiter des Filmwochenendes sprach Thomas Schulz in seinem Fazit von einem „erfolgreichen Ablauf und Programm“. Vor allem habe sich das Konzept bewährt, ein „Auswahlfestival“ anzubieten, nicht ein thematisch auf ein Motto bezogenes. „Unser Publikum hat die unterschiedliche Auswahl mit guten Beiträgen aus den verschiedensten Ländern sehr gern angenommen, hat dabei aber auch die hervorgehobene Spezialisierung auf Familienfilme zu schätzen gewusst.“
Am Samstag und Sonntag waren bereits von vorneherein knapp die Hälfte aller Filmangebote im Tagesprogramm und auf den Plakaten mit schwarzem Filzstift „ausge-xxxxt“ – sprich ausverkauft, nicht nur im Mini- „Studio“, das lediglich 30 Plätze bietet.
Insgesamt kamen laut Veranstalterangaben „an die 10 000 Zuschauer“ zur 41. Ausgabe des Würzburger Filmwochenendes, knapp 2000 mehr als im schwierigen Vorjahr. „Damit sind wir mehr als zufrieden“, sagte Schulz. Nur vor dem Auftaktabend hatte er mit seinem Team eine kleine Panne auszustehen gehabt, als die Festplatte von „Klumpfisken“ aus Dänemark beschädigt war und tatsächlich binnen eines Tages via Express noch rechtzeitig eine unbeschädigte nachfolgte.
Mehr ärgerten sich die Würzburger aber darüber, dass Hüseyin Karabey, dem kurdischen Regisseur des türkischen Beitrags „Folge meiner Stimme“ aus Istanbul, trotz Einladung, gezahlter Flugreise und Hotelbuchung von den deutschen Behörden die Einreise kurzerhand verweigert worden war.
Als bester Dokumentarfilm wurde der norwegische Beitrag „Die Optimistinnen“ von Gunhild Westhagen Magnor über drei lebenslustige Volleyballerinnen zwischen 68 und 98 Jahren mit 1500 Euro ausgezeichnet. 500 Euro gab's für den stärksten Kurzfilm des Filmwochenendes – den zwölfminütigen Schweizer Beitrag „Discipline“ von Christophe M. Saber über einen im Supermarkt gegenüber seiner Tochter ausrastenden Vater. Im eher regionalen Wettbewerb der „Selbstgedrehten“ erntete „Von Menschen, die auszogen . . .“, gedreht vom Beruflichen Schulzentrum Alfons Goppel in Schweinfurt, über einen enttäuschten Asylsuchenden aus der Ukraine, als Sieger immerhin 150 Euro.