Claudia Desgranges’ Ausstellung „MainWorks“ auf dem Würzburger Kunstschiff Arte Noah versteht man nicht auf den ersten Blick. Denn der verleitet die meisten Besucher wohl am ehesten zu Vorfreude auf Ostern: Schön bunt hier!
Der zweite Blick ist Charaktersache. Die einen erkennen, dass fünf extrem querformatige Gemälde vier unregelmäßigen Farbflächen-Zusammenstellungen gegenüberhängen. Die anderen Ausstellungsgäste werden eher von der Feinstruktur angesprochen und sehen lauter Spuren von Quastenborsten und anderem Malwerkzeug auf Aluminiumplatten.
Ein bisschen ratlos
Beide Typen von Bildbetrachtern machen es richtig. Man kann hier nichts falsch machen, man kann diese Werkreihen namens „zeitstreifen“ und „composite paintings“ nicht missverstehen. Gerade auch und dann, wenn man zwischen ihnen ein bisschen ratlos bleibt. Dabei ist es sicher nicht verkehrt, sich vorzuhalten, dass die Malerin in Münster an einer Zweigstelle der Düsseldorfer Kunstakademie studierte – einem der renommiertesten Institute im Land. Man muss nicht jeder höheren akademischen Weihe auf den Leim gehen und sich vor Scharlatanerien verbeugen, aber wenn die Ausbildung an einer berühmten Schule neugierig macht, dann ist schon mal was gewonnen.
Die „zeitstreifen“ tragen senkrechte Farbstriche, die Desgranges waagerecht mit einem dicken Pinsel verwischt hat. Das Auge wandert langsam am Bild entlang, hält sich ruhig auf der linken Seite des umgerüsteten Lastkahns auf. Da es aus dem Gesehenen nicht ganz schlau werden kann, schwenkt es nach rechts und befasst sich mit den kombinierten bemalten Aluplatten. Hier gibt es kein gleitendes Beschauen. Hier hüpft die Aufmerksamkeit immer wieder schnell über Meterdistanzen hinweg.
Von Backbord nach Steuerbord
Bei der Vernissage verriet die Künstlerin im Gespräch mit ihrer Kollegin Gertrude Elvira Lantenhammer, es sei ihr beim Einrichten dieser Ausstellung darauf angekommen, dass der Besucher mal backbord schaut und dort in eine Richtung wandert, dann wieder steuerbords zwischen Springen und Verweilen wechselt. Also: Der intuitive Besucher hat alles genau richtig gemacht. Das Bild an der Stirnwand beweist es. Es fordert – sieht man erst im Nachhinein, aber deutlich – zum Seitenwechseln auf.
Ausstellung gelungen! Einzelbilder? Ein „einzigartiges Farbgefühl“ wurde der Studentin Desgranges angeblich von einem Lehrer bescheinigt. Vor jedem einzelnen Bild lässt sich fragen, ob da nicht ein Farbdenken das Farbfühlen überwog. Oder man denkt sich eigene Fragen aus. Die Einzelbilder werden sie nie ganz beantworten. Dürfen sie ja gar nicht.
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Samstag 15-18, Sonntag 12-18 Uhr. Bis 24. April