
Ob John Lennon und Yoko Ono, Bill Clinton, Barack Obama oder die Queen – Annie Leibovitz hat sie alle fotografiert. Sie gilt als berühmteste und bestbezahlte Fotografin der Welt, viele ihrer Bilder wurden zu teuer verkauften Kunstwerken. Aber Leibovitz steckte tief in der Lebenskrise: 2004 waren kurz nacheinander ihre Lebensgefährtin Susan Sontag und ihr Vater an Krebs gestorben. Über all der Trauer verlor Leibovitz den Überblick über ihre Finanzen und häufte Schulden in Millionenhöhe an. Zu ihrem 65. Geburtstag an diesem Donnerstag scheint die Starfotografin Leben und Finanzen wieder einigermaßen im Griff zu haben. Sie ist weiter gut im Geschäft, fotografiert für Zeitschriften, Werbekampagnen und Buch-Projekte. Die Gage für ihre kühl komponierten, aufwendig inszenierten Werke soll bei mehreren Zehntausend Dollar am Tag liegen.
Zahlreiche ihrer Arbeiten machten weltweit Schlagzeilen. Die Aktfotos von Demi Moore beispielsweise, auf denen die Schauspielerin hochschwanger zu sehen ist. Oder die Bilder des nackten John Lennon, der sich im Liegen an eine ganz in Schwarz gekleidete Yoko Ono klammert. Fünf Stunden später wurde Lennon erschossen. „Erschütternd“ sei das gewesen, erinnert sich Leibovitz. Auch das erste Foto von Amerikas First Lady Michelle Obama auf einem Hochglanz-Cover stammte von der Starfotografin.
Geboren wurde sie 1949 als Anna-Lou Leibovitz im Bundesstaat Connecticut in eine jüdische Großfamilie hinein. Eigentlich wollte sie Kunstlehrerin werden, doch dann begann sie ein Studium der bildenden Künste in San Francisco und entdeckte dort die Kamera für sich. „Als junger Mensch – und ich weiß, dass das schwer zu glauben ist – war ich sehr scheu, aber mit der Kamera konnte ich überall hingehen, sie war wie ein Freund“, erzählte sie der britischen „GQ“.
Ihre Fotomappe machte 1970 beim Musik-Magazin „Rolling Stone“ so Furore, dass sie sofort angestellt wurde. 13 Jahre blieb sie dem Blatt treu, ehe sie 1983 zur „Vanity Fair“ wechselte.
Fünf Jahre später traf Leibovitz bei einem Foto-Termin die US-Essayistin Susan Sontag. „Sie war genau der Mensch, den ich treffen wollte, zu genau der richtigen Zeit“, erzählte sie später. Die beiden ziehen – in zwei nebeneinanderliegenden Wohnungen – zusammen und prägen gegenseitig ihre künstlerische Entwicklung. 2001 bringt Leibovitz mit 51 Jahren nach einer Samenspende ihre erste Tochter Sarah auf die Welt. Kritik an einer so späten Mutterschaft prallt an ihr ab. 2005, nach dem Tod von Vater und Freundin, lässt Leibovitz von einer Leihmutter Zwillingsmädchen austragen und benennt sie nach den beiden großen Verlusten – Susan und Samuelle.