Zu einem gelungenen, festlich-fröhlichen Abend mit begeisterten Fans und teils weit angereisten Freunden wird die diesjährige Ballettgala im ausverkauften Würzburger Mainfranken Theater. „Andiamo“ überschrieben, rankt sie sich um Anna Vita, die mit Ende der Spielzeit das Haus verlässt. In den 14 Jahren ihres Wirkens als Ballettdirektorin konnte sie mit ihren Choreografien den eigenen Beliebtheitsgrad kontinuierlich steigern. Ihre Handlungsballette sorgten für ausverkaufte Vorstellungen und immer wieder für Gänsehautmomente.
„Man wird Dir nachreisen“ prognostiziert Erich Payer (unter anderem seit 1983 Leiter der Ballettakademie Augsburg, der Tänzer bis zur Bühnenreife ausbildet) in seiner launigen Laudatio für die scheidende Ballettdirektorin. Denn Anna Vita ist die erste Trägerin der Julius-Graf-von-Soden-Medaille, verliehen vom Vorsitzenden des Theater- und Orchesterfördervereins Würzburg Bruno Forster.
Entfesselte Bewegungen
„Stolz und dankbar“, verlasse sie das Mainfranken Theater. In ihrer Leidenschaft zum Beruf habe sie immer wieder Wert auf Anspruch, Experiment und Unterhaltung gelegt, antwortet eine gut gelaunte Ballettchefin und dankt mit einem beinahe unmerklichen Flattern in der Stimme denen, die sie auf ihrem Weg begleitet haben.
Immer wieder reißt es an diesem Abend die Zuschauer von den Sitzen. Mit stehenden Ovationen bedanken sie sich jubelnd bei Anna Vita, zollen aber auch ihrer Compagnie stürmischen Beifall. Die Würzburger setzen noch einmal die rhythmischen Vorgaben aus Igor Strawinskys „Le Sacre du Printemps“ um in fiebrige, entfesselte Bewegungen auf der Basis neoklassischer Strukturen (begleitet vom Philharmonischen Orchester unter der Leitung von Enrico Calesso).
Damit schließt sich der Kreis, denn den Auftakt des Abends hatten die Würzburger Tänzerinnen und Tänzer mit „Feminae“, einer Choreografie von Leonam Santos bestritten, der seit der Saison 2011/12 zum Würzburger Tanzteam gehört. Der Brasilianer setzt sich darin mit der Emanzipation der Frau auseinander, die in dem Spannungsfeld zwischen Unterdrückung und Aufbegehren, Anpassung und Beeinflussung, Stärke und Fragilität in den weltweiten Friedensbemühungen Akzente setzen kann.
„Romeo und Julia“
Mit zwei Arbeiten ist Ivan Alboresi an diesem hochkarätigen Gala-Abend beteiligt. Der langjährige und beliebte Tänzer im Würzburger Ensemble ist jetzt Direktor des Balletts TN LOS! am Theater Nordhausen. Er sorgt mit einem Ausschnitt seiner Neuproduktion von „Romeo und Julia“ für Glücksmomente und emotionale Höhepunkte. Zu der Musik von Sergej Prokofjew tanzt Konstantina Chatzistavrou eine ebenso selbstbewusste wie hingebungsvolle Julia Capulet. Gemeinsam mit ihrem Pas-de-deux-Partner Joseph Caldo, der aus der verfeindeten Familie Montague stammt, verzaubert sie das Publikum mit weichen, sich der Musik anschmiegenden Bewegungen, die leidenschaftliche Liebe und kindliche Naivität gleichermaßen auszudrücken vermögen.
In dem ebenfalls von Alboresi geschaffenen „If I go“ entwickelt sich eine Sequenz, die sich mit dem Totentanz beschäftig. Sie geht, auch dank der Präsentation von Gabriela Finardi und David Niro, unter die Haut.
Breakdance und Klassik
Auch Miho Ogimoto und Adam Sojka aus der Compagnie des Nationaltheaters Prag stellen sich mit einem Pas de deux vor. Nach der elegischen bis schrillen Musik von Samuel Barber zeigen sie das ganze Panorama, das „Hikari“, das japanische Wort für Licht, assoziieren kann. In ausdrucksstarker tänzerischer Auseinandersetzung erwachen Poesie, Kraft, Hoffnung in ihren Bewegungen.
Wie bruchlos Breakdance und klassisches Ballett ineinander übergehen können, zeigt ein heiterer Ausschnitt aus „Dreamscapes“. Die Bewegungskünstler Hot Potatoes (Dominik Blenk, Markus Heldt) und Cara Hopkins, Mitglied der Würzburger Compagnie, sorgen zur Livemusik von Pianist Robin Becker und Schlagzeuger Friedel Lelonek für Witz, lautes Lachen und jede Menge guter Laune.