Das sollte also „Africa“ sein, worauf sich die 600 Besucher so sehr gefreut hatten? Spätestens beim vierten Liedvortragsversuch von Bobby Kimball war klar, dass da etwas arg schief lief in den eher für die Fastnacht als für Rockmusik geeigneten Veitshöchheimer Mainfrankensälen. Wie der Ex-Sänger von Toto angestrengt nölte und knödelte, wie er zielsicher ein, zwei Töne danebenlag, wie er den Text mehr rausquetschte als sang und auch mal den rhythmischen Einsatz verhunzte – bemitleidenswert.
Dass Kimball obendrein, ach wie lustig, die Eineinhalb-Liter-Wasserflasche über die Bühne warf, dass er mit Handtüchern wedelte wie ein nervöser Neuling und während des kompletten Auftritts sogar während der Singerei Kaugummi kaute, bestätigte bloß den erschreckenden Gesamteindruck: Da kann einer nicht das, was er mal passabel und stilsicherer konnte. Am Alter von 67 Jahren, pardon, dürfte es nicht alleine liegen.
Bemühungen um „Rosanna“
Natürlich waren ein paar tanzwillige Damen im Publikum, denen der Party-Charakter und Wiedererkennungswert der „Toto Greatest Hits feat. Bobby Kimball“-Tour genügten, um sich an „Georgy Porgy“ oder „99“ vordergründig zu erfreuen – doch mit abnehmender Begeisterung. Natürlich standen in der Sechs-Mann-Kombo zwei, drei Kerle, die zu einem sauber gepflegten Sound fähig waren. Dies bewiesen sie sechs, sieben feinere Minuten lang, als Kimball endlich seine Bemühungen um „Rosanna“ eingestellt hatte und die Instrumentalisten einen starken eigenen Block nachlegten: Der freilich litt unter der breiig verschmierten, schepprigen Akustik.
Kimball selbst lieferte ja auch noch ein Instrumentalbeiträglein ab, als er zum Elektroklavier sang – Dieter Bohlen und Heino hätten ihm mangels pianistischem Talent sofort die Geh-heim-Karte gezeigt. So war es denn auch verkraftbar, dass der Ehemalige von Toto gleich sechs seiner insgesamt 15 Lieder des Abends gar nicht persönlich bestritt, sondern seinem hessischen Kumpel Cherry Gehring solo überließ, der es deutlich besser machte, ohne auf die Kimball‘sche Körpersprache inklusive Kaugummi zu verzichten. Und dann gab es ja auch noch die Vorgruppe, die Kimball rettete.
Erzeugen Vorgruppen bei den Zuhörern bisweilen ja den Wunsch, sie möglichst rasch von der Bühne zu wissen, war hier der Aufwärmer der zu Recht umjubelte Star, ob man ihn nach den hinlänglich bekannten aktuellen Vorkommnissen um den Song-Contest-Vorentscheid nun schätzt oder nicht: Andreas Kümmert bot erst im Dreier mit seinem Keyboarder Sebastian Bach und Gitarristen Tobias Niederhausen eine nahezu tadellose Vorstellung mit zehn Songs aus dem eigenen Repertoire („Simple Man“) und fremden Perlen (von „Rocket Man“ bis hin zur starken AC/DC-Altnummer „Up to my Neck in You“).
Später schmetterte der Gemündener im Duo mit dem überforderten Haupt-Akt Kimball „Make Believe“ – und ganz am Ende als Zugabe für alle auch noch „With A Little Help From My Friends“ inklusive langgezogenem Cocker-Schrei, wozu Kimball und Gehring den Begleitchor mimten. Es war typisch Kümmert, dass er bescheiden betonte, angesichts des Treffens mit seinem einstigen Idol „megamegameganervös“ zu sein. Nicht auszudenken, wie trostlos das Kimball-Konzert ohne Kümmert geendet wäre.
Tags darauf waren Kümmert und Kimball in Münnerstadt zu hören.