Andreas Martin Hofmeir: Der Mozarteum-Professor präsentiert das schwere Blechgebläse neuerdings leichtfüßig klassisch. Populär wurde er als Mitglied der bayrischen Volkspop-Blasmusikgruppe LaBrassBanda.
So ein Außenseiter hat’s halt schwer? Mitnichten! Andreas Martin Hofmeir spielt zwar ein mordsmäßig großes Instrument, das gewiss nicht zu den beliebtesten der Blechbläserbranche gehört, eher zu den skurrilen. Doch mit diesem Instrument, das seinen Stammplatz als Humptata-Bass in der volkstümlichen Musik hat, gehört der gebürtige Münchner zu den Klassik-Aufsteigern des Jahres. 120 Konzerte gab er heuer mit seiner Tuba – eines der letzten davon spielt er am 20. Dezember beim Kissinger Winterzauber. Weil sein Kalender dermaßen voll ist, muss er bei LaBrassBanda pausieren: Für die aktuelle, im Kuhstall aufgenommene „Kiah Royal“-Scheibe war der 36-Jährige bei den frechen Bläsern vom Chiemsee nicht aktiv. Hofmeir, nebenher noch als Kabarettist unterwegs und ganz nebenher im Hauptberuf Tuba-Professor am Mozarteum Salzburg, hat sich ziemlich konsequent der etwas ernsteren Muse zugewandt – in der ihm eigenen, lockeren Manier.
ANDREAS HOFMEIR: Selbstverständlich! Der Regentenbau ist doch wohl angenehm beheizt . . .
HOFMEIR: Ich trete ja nicht total nackert auf. Nur in der Sauna. Es ist auch kein Fetisch. Sondern die rein praktische Erwägung eines organisatorisch völlig unbegabten Menschen. Was meinen Sie, wie oft ich zu Konzerten angereist bin mit Frack und Fliege, aber ohne Lackschuhe? Und meine braunen Straßentreter, die ich sonst trage, passen da noch weniger, als wenn ich gleich barfuß gehe, zumal ich bei Schuhgröße 47 nichts zum Ausleihen bekomme. Außerdem finde ich meine Füße das Schönste an mir. Haben Sie mich mal nackert gesehen?
HOFMEIR: Dann würden Sie mir Recht geben. Wir Mannsbilder sind ohnehin im optischen Nachteil – wenn eine Netrebko mit einem netten Dekolleté auf die Bühne kommt, starren alle gebannt hin. Wenn ich komm', schau'n alle weg. Aber wenn ich barfuß bin, schau'n alle her. So is‘ des.
HOFMEIR: Wie wenn ein Solist Geige oder Flöte oder Waldhorn spielt. Mit der Tuba lässt sich so viel machen – wenn Sie ohne Vorbehalte rangehen, wirkt das alles leichtfüßig charmant. Mein Freund Jörg Duda hat zwei Tuba-Konzerte für mich komponiert, davon bringe ich in Bad Kissingen das erste. Es klingt nicht nach Avantgarde, sondern spätromantisch, das Publikum ist überall begeistert, und bei den Klassik-Radiosendern ist dieses Konzert in den Wunschsendungen sehr gefragt. Seit ich 2013 den Klassik ECHO dafür bekam, ist schon ganz schön was passiert! Fürs nächste Jahr hab ich bereits jetzt wieder über hundert Konzerte im Plan, dazu kommen Kabarettabende.
HOFMEIR: Auch zum Thema Tuba, na logisch. Und zweimal in Ihrer Gegend. Ich bin eh öfters in und um Würzburg zu Gast und verrate Ihnen, dass es die besten Bratwürste mit Kraut im Würzburger Bürgerspital gibt!
HOFMEIR: Ich lass' mich gerne von Alternativen überzeugen! Unterfranken und speziell Würzburg kenne ich ganz gut und war oft da, nicht nur wegen der LaBrassBanda-Auftritte am Stein. Einer meiner besten Freunde ist Andreas Mildner, der ist Harfenlehrer an Eurer Musikhochschule. Mit ihm bin ich seit 2006 in einem Tuba-Harfen-Duo zugange.
HOFMEIR: Passt halt offensichtlich nicht zusammen. Aber Mann und Frau heiraten ja auch immer noch gegeneinander.
HOFMEIR: Der größte Irrtum überhaupt ist die Angst der Veranstalter. Die denken, die Leute wollen immer nur Geige und Klavier hören, pflegten das Repertoire entsprechend, selbst der Nachwuchs ließ sich anstecken. Wer lernt, wenn er hohe Ambitionen hat, schon freiwillig Tuba, wo die Musik der besten Künstler von Geige und Klavier ertönt? Außerdem hat die Tuba eine sehr junge Geschichte, sie war das vorletzte klassische Instrument, das erfunden wurde. 1835 in Berlin. Jünger ist nur das Saxofon.
HOFMEIR: Aber die Tuba war erst durch die Konstruktion der Ventile möglich. Bei den alten Trompeten haben die Bläser noch anfangs mit den Händen die Löcher zugehalten. Für die Tuba hättest du so große Bratzen gebraucht, die hat kein Mensch. Bis 1955 gab es kein Solostück, nun ist die Zahl der Kompositionen allein für Solokonzerte mit Orchester auf 500 gewachsen. Und anfangs hatten die Komponisten das Instrument gerne verwendet, um Naturkatastrophen oder Darmbeschwerden darzustellen.
HOFMEIR: Ja, man braucht Luft. Vor allem für den Bauch ist es eine ganz schöne Arbeit. Aber glauben Sie, für einen Tenor wie den Kaufmann ist es nicht anstrengend, wenn er als Siegfried mit dem Schwert den Drachen tötet? Jede Kunst ist Arbeit, aber auch Gewöhnung. Und Tubaspielen ist Kunst, die aus harter Arbeit entsteht. Nur wer gut trainiert, wirkt im Spiel leichtfüßig. Wenn ich wie ein Messi 13 Kilometer pro Fußballspiel laufen müsste, könnten Sie mich sofort auf die Intensivstation legen.
HOFMEIR: Das muss man dann doch gar nicht rausbekommen. Ich bin ja selbst in einer urbayerischen Dorfkapelle in der Holledau groß geworden. LaBrassBanda kam viel später, und dass die Nachfrage nach klassischen Tubakonzerten so heftig steigt, ließ sich nicht vorausahnen. Der Crossover hat prima funktioniert – so gut, dass ich auch nicht immer alles machen kann. Deswegen war‘s zuletzt für mich mit LaBrassBanda nicht mehr vereinbar, da die Band so viel spielt, und Professor bin ich ja auch noch. Aber jetzt freue ich mich wirklich auf Bad Kissingen, bin gespannt, wie die Franken auf den Duda ansprechen. Wobei die Fanny krank ist.
HOFMEIR: Die Fanny ist meine Tuba, die mich durch all die letzten Jahre begleitet hat. Als ich neulich von einer Konzertreise aus Brasilien und Costa Rica zurückflog, hat der Zöllner in Chicago sie so heftig zusammengefaltet und falsch in den Koffer zurückgelegt, dass das Instrument auf Kur musste. Ich spiele derzeit mit der Zenz, meiner Zweittuba.
HOFMEIR: Auf geht‘s!
HOFMEIR: . . . da sehen Sie‘s, die Tuba ist einfach ein göttliches Instrument!
Andreas Hofmeir und der Kissinger Winterzauber
Das Eröffnungskonzert des Kissinger Winterzaubers bestreitet Andreas Hofmeir am Samstag, 20. Dezember, um 19.30 Uhr, begleitet vom Philharmonischen Orchester Coburg unter Roland Kluttig. Die Coburger spielen auch die 2. Sinfonie von Jean Sibelius und die Schwedische Rhapsodie Nr. 3 von Hugo Alfvén.
„Kein Aufwand!“ heißt die musikalisch-kabarettistische Lesung, mit der Hofmeir und Guto Brinholi an der Gitarre am 21. Februar 2015 im Rathaussaal Haßfurt sowie am 13. Mai im Bockshorn Würzburg gastieren. Es geht um die Memoiren eines Tubaspielers. Zudem kommt Hofmeir mit dem Quartett European Tuba Power am 11. 2015 Mai in die Musikakademie Hammelburg sowie am 12. Mai in den Rathaussaal Haßfurt.
Auftakt des Winterzaubers ist am 19. Dezember mit einem Konzert des Jugendmusikorps Bad Kissingen. Bis 10. Januar gibt es 27 Veranstaltungen aus verschiedenen Sparten. Infos im Internet: www.kissingerwinterzauber.de