
Jahrzehntelang hat sich John Cameron Fogerty (67) geweigert, die Klassiker seiner Band Creedence Clearwater Revival zu spielen, weil er in einen Endlos-Prozess gegen sein Ex-Label verwickelt war. Was auch Einfluss auf seine Solo-Karriere hatte, mit langen Pausen und starken Qualitätsschwankungen. Doch seit Ende der 90er ist der große alte Mann des amerikanischen Swamp-Rock mit sich und der Welt im Reinen, geht regelmäßig auf Tour und veröffentlicht Platten, die jedoch nur bedingt erfolgreich sind. Das soll sich nun ändern – mit dem Album „Wrote A Song For Everyone“, das an diesem Freitag, 24. Mai, erscheinen wird.
John Fogerty: Es muss vor zwei Jahren gewesen sein, als meine Frau Julie und ich im Wohnzimmer saßen und darüber redeten, was ich als Nächstes machen könnte. Da hatte sie mal wieder eine ihrer kreativen Eingebungen. Sie meinte: „Warum trommelst du nicht ein paar Deiner Lieblingsmusiker zusammen und singst mit ihnen Deine Songs?“ Das hörte sich toll an – nach jeder Menge Spaß und etwas, das ich unbedingt probieren wollte. Also haben wir uns an die Arbeit gemacht.
Fogerty: Ich hatte eine Eingebung, mir ging ein Licht auf.
Fogerty: Ich stand Anfang der 90er am Grab von Robert Johnson (Anmerk. d. Red.: der „King des Delta Blues“) am Mississippi. Es waren über 40 Grad, mir lief der Schweiß aus den Poren, und ich fragte mich, wem wohl seine Songs gehören, ob das auch ein verschlagener Rechtsanwalt in einem New Yorker Hochhausbüro ist. Wobei mir nicht nur die Parallelen zu meiner eigenen Situation bewusst wurden, sondern auch die Fehler, die ich in meinem verletzten Stolz begangen habe, nämlich das, was die Leute so an mir mögen, allein deshalb nicht zu bringen, weil ich einem anderen Menschen den Profit daran nicht gönne – und mir selbst am meisten Schaden zufüge, weil ich so unglücklich bin. Deshalb habe ich mich in diesem Moment entschieden, einen anderen Kurs zu fahren. Nach dem Motto „John, Du fängst jetzt besser an, diese Songs zu spielen, ehe Du wie Robert Johnson in einer Kiste liegst“.
Fogerty: Das ist eine Sache, die mich regelrecht verfolgt. Erst letztes Jahr hat mich jemand ganz beiläufig gefragt: „Wie stehen die Chancen, dass es CCR noch mal zusammen versuchen?“ Und während ich früher gesagt hätte „Das wird nie passieren“, war meine Reaktion diesmal: Komischerweise löst das bei mir keine radikale Ablehnung mehr aus. Wahrscheinlich, weil ich ruhiger geworden bin – und nicht mehr sofort wütend werde. Was auch bedeuten könnte, dass da durchaus noch Hoffnung besteht. Das ist es, was ich fühle – und so habe ich die Frage beantwortet. Aber als der Artikel erschien, meldeten sich prompt die anderen beiden bei mir. Sie meinten: „John, das wird nicht passieren. Dafür ist es zu spät.“ Was mir zeigt, dass sie immer noch wütend auf mich sind. Und das ist schade, verdammt schade. Also wird das vorerst nichts.
Fogerty: Ich finde es toll, was Dave macht und wie unabhängig er ist. Etwa mit seinem eigenen Studio. Das ist ein wunderbarer Ort, der ihm die Möglichkeit gibt, jederzeit an neuen Songs zu arbeiten. Was mir schon lange nicht mehr möglich ist, weil ich nicht die Gegebenheiten habe. Klar besitze ich eine Art Musikzimmer, in dem ich Demos aufnehmen kann, aber da passt keine komplette Band rein, und es ist auch technisch nicht auf dem neuesten Stand. Deshalb bin ich im Begriff, ein neues Haus zu bauen, mir dort ein richtiges Studio einzurichten und hoffentlich noch viele spannende Abenteuer zu erleben. Das ist die nächste Phase in meinem Leben.
Fogerty: Den Weg gehe ich nicht, weil das zu langweilig wäre. Ich will etwas Frisches, Neues. Das ist es, wonach mir der Sinn steht. Und wer weiß, wie viel Zeit mir noch bleibt. Die will ich nutzen. Ich habe schon zu viele Jahre mit irgendeinem Blödsinn vertrödelt.
John Fogerty und CCR
Der US-Sänger und Songwriter, geboren am 28. Mai 1945 in Berkeley, Kalifornien, war Chef und Leadgitarrist der Rockband Creedence Clearwater Revival (CCR), die von ihm und seinem älteren Bruder Tom Fogerty, der 1990 starb, 1959 als The Blue Velvets gegründet wurde. Schlagzeuger war Doug Clifford, Keyboarder Stu Cock. CCR löste sich 1972 auf.