Israels bekanntester Schriftsteller hat ungeachtet der Krise bei den Nahost-Friedensgesprächen seinen Optimismus nicht verloren. Eine Friedensregelung in der Region sei letztlich nur eine Frage der Zeit, glaubt Amos Oz, der am Sonntag (4. Mai) seinen 75. Geburtstag feiert. „Die Palästinenser werden nirgendwohin gehen, und auch die Israelis bleiben hier“, sagt er. „Beide Seiten haben keine Wahl, sie müssen das Haus in zwei Wohnungen aufteilen – so wie es die Tschechen und die Slowaken getan haben. Wie lange das dauern wird, kann ich nicht sagen.“
Der Schriftsteller Oz ist ein sehr politischer Mensch, der die israelische Friedensbewegung Schalom Achschaw (Frieden Jetzt) mitbegründet hat. Persönliche und nationale Traumatisierungen sind zentrale Themen in seinem literarischen Werk. Als Zwölfjähriger erlebte Oz den Selbstmord seiner Mutter mit. Die schwere Erschütterung, die sein Leben zutiefst prägte, beschrieb er in seinem autobiografischen Roman „Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“.
Oz kam 1939 unter dem Namen Amos Klausner in Jerusalem als Sohn jüdischer Einwanderer aus der Ukraine zur Welt. In seiner hochgebildeten, rechts-zionistischen Familie wuchs er inmitten von Büchern auf. Seine Eltern waren aktiv in literarischen Kreisen der damaligen intellektuellen Elite Jerusalems, sein Onkel war der Gelehrte Josef Klausner, in dessen Haus Oz als Kind ein- und ausging. Als junger Mann kannte Oz auch den hebräischen Schriftsteller Samuel Josef Agnon, der 1966 als erster und bislang einziger Israeli den Literaturnobelpreis bekam. Seit Jahren wird auch Oz als Kandidat für diese Auszeichnung gehandelt.
Drei Jahre nach dem Tod seiner Mutter zog er in den Kibbuz Chulda und änderte seinen Familiennamen von Klausner zu Oz, was auf Hebräisch Stärke bedeutet. Er habe damals mit der Namensänderung symbolisch seinen Vater umgebracht, schrieb Oz später, „um auf den Trümmern ein neues Leben aufzubauen“.
Auch seine ersten Erzählungen und das Buch „Unter Freunden“ basierten auf seinen Erfahrungen mit dem Leben in der Kollektivsiedlung. Oz studierte an der Hebräischen Universität in Jerusalem Literatur und Philosophie. Seitdem hat er zahlreiche Romane und Erzählungen geschrieben und ist mit einer ganzen Reihe von Preisen ausgezeichnet worden, darunter dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels (1992), dem Siegfried Unseld-Preis (2010) und dem Franz-Kafka-Preis (2013). In Deutschland bekannte Werke von Oz sind unter anderem „Mein Michael“, „Der perfekte Frieden“, „Black Box“, „Ein anderer Ort“ und „Eine Frau erkennen“.
Ein Buch mit der Tochter
Seit den 1980er Jahren lebte der Vater dreier Kinder und mehrfache Großvater in der Wüstenstadt Arad. Die Familie zog damals wegen einer Asthma-Erkrankung des jüngsten Sohns Daniel dorthin. Seit wenigen Wochen ist Tel Aviv das neue Zuhause. Die Wohnung liegt im zwölften Stock eines Betonblocks. Oz zog mit seiner Frau Nili dorthin, um den Kindern und seinen Enkeln nahe zu sein. Die nach seiner Mutter benannte Tochter, Professorin Fania Oz-Salzberger, lehrt an der Universität Haifa Geschichte. Gemeinsam mit ihrem Vater schrieb sie zuletzt das Buch „Juden und Worte“.
Oz hat sich immer wieder gegen die israelische Besatzungspolitik ausgesprochen. Er betonte jedoch, er sei kein weltfremder Pazifist und sehe ein Recht Israels auf Selbstverteidigung. Den Krieg hat Oz auch am eigenen Leib erfahren: Als Reservesoldat in einer Panzereinheit kämpfte er im Sechstagekrieg 1967 und dem Jom-Kippur-Krieg 1973.
Einen Frieden in Nahost hält er nach wie vor für unausweichlich: „Europa hat nach 2000 Jahren des Blutvergießens und Mords Frieden gefunden, wir – Juden und Araber – werden dafür weniger Zeit brauchen.“ Zu seinem 75. Geburtstag hat er nur einen Wunsch: „Ich wünsche mir Frieden in dieser Region, noch zu meinen Lebzeiten.“