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WASHINGTON
Amelia Earhart: Das Rätsel der schönen Fliegerin
Von unserem Korrespondenten Jens Schmitz
 |  aktualisiert: 06.04.2012 11:56 Uhr

Ihr Schicksal ist eines der großen Rätsel der Luftfahrtgeschichte, ihre Bedeutung reicht weit darüber hinaus: Amelia Earhart ist nicht nur als Pilotin eine Legende. Sie ist auch nicht nur eine Ikone der Frauenbewegung. In den USA verkörperte Earhart zu Lebzeiten „das Selbstbewusstsein des erwachenden Amerika“, sagte Außenministerin Hillary Clinton in Washington. Die Pressekonferenz in ihrem Ministerium wurde zur großen Bühne für eine Forschergruppe, die seit Jahrzehnten ergründen will, wo die schöne Fliegerin 1937 verschollen ist. 75 Jahre danach, rechtzeitig zum 115. Geburtstag der Heldin am 24. Juli 2012, soll eine Expedition im Südpazifik das Rätsel endlich lüften.

„Sind auf der Positionslinie 157-337. Fliegen Nord-Süd.“ Das sind die letzten Worte, die die Pilotin und ihr Begleiter Fred Noonan im Juli 1937 absetzten, bevor ihr Flugzeug verschwand. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits als erste Frau allein den Atlantik überflogen, war Bestsellerautorin und Universitätsdozentin, entwarf ihre eigenen Hosenanzüge und hatte nach der Hochzeit mit Verleger George Putnam ihren Namen behalten.

Anzeichen eines Biwaks

1937 wollte sie als erste Frau eine Weltumrundung versuchen. Am 1. Juli 1937 startete ihre Lockheed Electra im heutigen Papua Neuguinea. Auf dem kleinen Atoll Howard Island im Stillen Ozean kam sie allerdings am Folgetag nicht an – die dortigen Funker konnten mitverfolgen, dass die Electra in der Nähe sein musste, sie aber offenbar nicht fand. Dann brach der Kontakt ab, eine riesige Suchaktion brachte keine Ergebnisse. Viele Forscher glauben an einen Absturz über offenem Meer. Eine Vereinigung namens The International Group for Historic Aircraft Recovery (Tighar) kämpft allerdings seit Jahrzehnten für eine andere Hypothese.

Im Außenministerium haben die Forscher nun ihren bislang bedeutendsten Fürsprecher gefunden: Das State Department hat eine alte Luftaufnahme der entlegenen Insel Nikumaroro im heutigen Kiribati analysiert, auf dem eine bislang nicht weiter identifizierte Struktur aus dem Wasser ragt. Ergebnis der Experten: Es könnte sich um das Fahrwerk von Earharts Maschine handeln. Das Foto wurde im Oktober 1937 von einem britischen Soldaten gemacht. Nikumaroro hieß 1937 Gardner Island und hätte auf Earharts Positionslinie gelegen, wenn sie sie an Howard Island vorbei verfolgte. Ein Suchflugzeug hatte später auf der Insel Anzeichen eines Biwaks gemeldet. Da kein Flugzeug zu sehen war und die Insel als unbewohnt galt, wurde der Hinweis nicht beachtet.

1940 fanden Engländer auf der Insel Teile eines menschlichen Skeletts und einen Frauenschuh. Die Knochen wurden allerdings als Überreste eines Mannes identifiziert und gingen danach verloren. 1998 konnte Tighar den Bericht des damaligen Arztes ausfindig machen. Anhand dieser Daten erstellten zeitgenössische Spezialisten ein neues Gutachten: Das Skelett sei einer weiblichen Nordeuropäerin zuzuordnen. Amelia Earhart war deutschamerikanischer Abstammung. Auch das Alter des Skeletts entsprach demjenigen der Pilotin zum Zeitpunkt ihres Verschwindens.

Tighar hat seither mehrere Expeditionen auf die Insel unternommen und Gegenstände sichergestellt, die darauf hinzudeuten scheinen, dass sich Earhart samt Teilen des Flugzeugs auf das Atoll retten konnte. Allerdings ist unklar, was aus ihrem Begleiter wurde, auch der letzte Beweis fehlt: die Seriennummer des Flugzeugs oder ein DNA-Beleg. 2010 glaubte Tighar, Teile eines Fingers gefunden zu haben. Untersuchungen konnten aber nicht klären, ob das Material von einem Menschen oder einer Schildkröte stammt. Der bislang übersehene Hinweis auf dem alten Foto soll alles ändern: Die Expedition im Sommer soll zehn Tage dauern und modernste Technik einsetzen, darunter Unterwasserroboter. Als Berater hat sich der bekannte Ozeanograph Robert Ballard angeschlossen, der bereits die Wracks der Titanic und der Bismarck entdeckte.

 
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