
Tom Pettys bislang letzter Hit wurde mit einem Grammy als „Song des Jahres“ ausgezeichnet – naja, zumindest fast. Der Preis in diesem Jahr ging zwar an Sam Smith, aber der musste später einräumen, dass sein Welterfolg „Stay with me“ allzu sehr Pettys „I won't back down“ von 1989 ähnelte. Künftig werde er den Amerikaner sogar als Co-Autor angeben, sagte der Brite. Petty blieb gelassen: Kann ja mal passieren. Aus dieser Haltung spricht Lebenserfahrung: Petty wird am Dienstag (20. Oktober) 65 Jahre alt.
Allein war er ebenso erfolgreich wie mit seinen Heartbreakers, richtig abgeräumt hat er auch in Superbands mit Bob Dylan, George Harrison, Roy Orbison und anderen Musiklegenden. Angefangen hat alles, als der Zehnjährige aus Florida einem jungen Mann vorgestellt wurde. Der lebte sogar davon, Musik zu machen: Elvis Presley. „Er sah unwirklich aus, als würde er hell strahlen“, sagte Petty 45 Jahre später dem „Esquire“. Faszinierend, geradezu spirituell gewesen sei Elvis mit seiner Gefolgschaft: „Es war wie eine Prozession in der Kirche. Eine Schlange weißer Cadillacs und Mohair-Anzüge.“ Dann sah er auch noch die Beatles im Fernsehen, und so war für den Teenager klar: Eine Band musste her.
Das klappte erst alles nicht so richtig, aber schließlich entstanden Tom Petty & the Heartbreakers. Die Herzensbrecher hatten anfangs nur in Großbritannien Erfolg, aber das zweite Album machte sie 1978 auch zu Hause bekannt. Und das dritte marschierte ein Jahr später gleich durch zu Platin: mehr als eine Million verkaufte Platten. In den 80ern gehörten Petty und die Heartbreakers zu den festen Größen im amerikanischen Musikgeschäft. Und dann kamen die Traveling Wilburys.
Superbands sind Gruppen, deren Mitglieder schon vorher Stars waren. George Harrison war so einer, und als der Ex-Beatle 1988 rasch einen Song für die B-Seite einer Single brauchte (so etwas gab es damals noch), bat er ein paar Freunde ins Studio: Roy Orbison, Jeff Lynne von ELO, Bob Dylan und Tom Petty. Sie nannten sich die Traveling Wilburys und taten so, als wären sie eine unbekannte Band aus den Südstaaten.
Die fünf Musiklegenden legten ein erfolgreiches Debüt vor, doch dann starb überraschend Roy Orbison. Die übrigen vier machten noch eine zweite Platte, dann war Schluss. Immer wieder wurde über ein neues Projekt gemunkelt, doch die letzte Hoffnung starb 2001 mit Harrison. Ein Stück Musikgeschichte waren die Wilburys da längst.
Petty war in den 90ern vom Rock abgerückt und machte eher Pop. „Learning to Fly“, „Free fallin'“, „Into the great wide Open“ sind heute noch Hits – und eben „I won't back down“. Petty und die Heartbreakers machten sogar Filmmusik, 1996 für „She's the One“ mit Jennifer Aniston und Cameron Diaz. Sein bislang neuestes Soloalbum („Highway Companion“) ist zwar fast zehn Jahre alt, aber es gibt ja immer noch die Heartbreakers. Deren bislang letztes Album („Hypnotic Eye“) schaffte es im letzten Jahr auf Platz eins in den USA.