Vera Tschechowa kann sich noch gut an Heinrich Böll erinnern und daran, wie er seine Baskenmütze in den Händen geknetet hat. „Ein ganz leiser, ganz bescheidener Mann“ sei der Schriftsteller gewesen. Mit ihm verbindet sie ein wichtiges Ereignis. Für die Böll-Verfilmung „Das Brot der frühen Jahre“ bekam die Schauspielerin 1962 den Bundesfilmpreis. Seit einigen Jahren steht Vera Tschechowa lieber hinter als vor der Kamera, porträtierte Kollegen wie Katja Riemann, Klaus Maria Brandauer und Michael Ballhaus. Am Mittwoch wird sie 75 Jahre alt. Zuschauer kennen die Frau mit den markanten Augen aus Filmen wie „Zeit der Empfindsamkeit“, „Rausch der Verwandlung“ oder Fernsehserien. Mit ihrem damaligen Ehemann Vadim Glowna drehte sie unter anderem den Dokumentarspielfilm „Tschechow in meinem Leben“ über ihre berühmte russische Familie.
Welche Rolle ihr am wichtigsten war? „Mensch, wissen Sie, das ist so lange her“, sagt sie lachend. Sie habe so viele Filme gedreht, mit wunderbaren und auch gar nicht wunderbaren Regisseuren. „Irgendwann sind die Drehbücher einfach nicht besser geworden, sondern wesentlich schlechter.“
Ihre Mutter und ihre Großmutter waren Schauspielerinnen. Der Dichter Anton Tschechow ist ihr Urgroßonkel. Der große Name war auch eine Bürde, für sie ohne Frage. „Oh, jetzt kommt die Tochter von der Tschechowa“, hieß es früher. Das hat die Schauspielerin in jungen Jahren angespornt. „Ich bin ein bisschen ein Streber.“ Irgendwann zwischen 30 und 40 hat sie zu sich gefunden.
Das Schauspielhandwerk lernte sie in Berlin und München. Die Leinwandkarriere begann 1956 in Heinz Erhardts „Witwer mit fünf Töchtern“, einem typischen Film der Wirtschaftswunderzeit. In diese Ära fällt auch eine Begegnung mit Elvis Presley. Die junge Tschechowa wurde zu einem Fototermin mit Elvis geholt, als dieser als US-Soldat in Bad Nauheim stationiert war. Viel später gab es dann noch eine Begegnung mit dem „King“: Als Tschechowa in München Theater spielte, hörte sie, dass ein einziger Mann die ganze Vorstellung gekauft habe.
Und so saß Elvis im Saal, die Füße auf der Lehne und ohne ein Wort zu verstehen, wie Tschechowa erzählt.
Seit fast 25 Jahren ist sie mit dem Unternehmer Peter Paschek verheiratet. Sohn Nikolaus Glowna ist Filmkomponist. Pläne für den Geburtstag? „Mein Mann und ich gehen schön essen und wollen unsere Ruhe haben.“ Eigentlich sei es ein Tag wie jeder andere. Da fällt ihr die Familie ein: Der sterbende Anton Tschechow, der sich von seiner Frau ein Glas Champagner gewünscht habe. Oder die kranke Großmutter, die kaum mehr nippen konnte, und ein Glas Wein wollte. Kurz bevor sie starb, sagte sie noch „Das Leben ist schön“. Das fand Vera Tschechowa wunderbar. Foto: dpa