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LONDON
Als Durbridge die Straßen fegte
Hatte eine Sehbeteiligung von fast 90 Prozent: Szene aus der Verfilmung des Durbridge-Klassikers „Das Halstuch“ als Sechsteiler fürs Fernsehen mit Erica Beer und Albert Lieven.
Foto: cinetext, dpa | Hatte eine Sehbeteiligung von fast 90 Prozent: Szene aus der Verfilmung des Durbridge-Klassikers „Das Halstuch“ als Sechsteiler fürs Fernsehen mit Erica Beer und Albert Lieven.
dpa
 |  aktualisiert: 21.11.2012 20:05 Uhr

Er erfand Dutzende Abenteuer um den Detektiv Paul Temple, war Schöpfer zahlreicher Straßenfeger und schrieb sein erstes Bühnenstück bereits als 15-jähriger Schüler: der britische Krimiautor Francis Durbridge, der am Sonntag, 25. November, vor 100 Jahren geboren wurde. Auf dem europäischen Festland wurde Durbridge allerdings erst 1962 mit dem Fernsehkrimi „Das Halstuch“ bekannt.

Durbridge wurde am 25. November 1912 im nordenglischen Hull (Yorkshire) geboren. Er studierte Alt-Englisch und Volkswirtschaft an der Universität Birmingham, schloss aber nie ab. Danach versuchte er sich für kurze Zeit als Börsenmakler, bevor er sich ganz aufs Schreiben konzentrierte und Mordgeschichten schuf, die in den besseren Kreisen der britischen Gesellschaft spielten. Die BBC kaufte eines seiner ersten Drehbücher, da war er gerade mal 21 Jahre alt.

Kurzgeschichten und Hörspiele

Am Anfang seiner Karriere als Krimiautor standen Kurzgeschichten und Hörspiele, darunter „Promotion“ (1933), womit er erstmals nachhaltig auf sich aufmerksam machte. Den Ruf eines Spannungsexperten erwarb sich Durbridge Ende der 1930er Jahre, als er den Detektiv Paul Temple erfand, eine Figur, die in zahlreichen Hörfunkserien zuerst die englischen Krimifans fesselte. Später, zwischen 1948 und 1968, schwappte die Begeisterung auch nach Deutschland über. Im deutschen Fernsehen stellte er sich erstmals 1962 mit der Fernsehserie „Das Halstuch“ vor. Der Krimi fegte mit einer Sehbeteiligung von fast 90 Prozent die Straßen leer und brachte das politische und kulturelle Leben im Land praktisch zum Erliegen.

Danach kamen die deutschen Fernsehzuschauer fast jedes Jahr in den Genuss eines mehrteiligen Durbridge-Gruslers: 1963 und 1964 schlugen die Abenteuer des Agenten „Tim Frazer“ sie in ihren Bann. Auch „Die Schlüssel“ (1965), „Ein Mann namens Harry Brent“ (1968) oder „Das Messer“ (1971) waren ein Muss für Krimifreunde. Der Name Durbridge garantierte jedes Mal höchste Einschaltquoten und Krimi-Hysterie. Die Inspiration für seine kniffligen Mord- und Totschlaggeschichten kam dem Autor meist auf Reisen. „Die Ideen fliegen mir einfach zu“, sagte der Vater von zwei Söhnen einmal. Der Rest sei Disziplin: regelmäßige Arbeitszeiten, keine Unterbrechungen. In seinen letzten Lebensjahren wurde es stiller um den Großmeister der Straßenfeger. Trotzdem dachte er nie daran, sich zur Ruhe zu setzen. Noch mit 80 sagte er: „Ich werde nie mit dem Schreiben aufhören. Es ist schließlich mein Leben.“

Noch immer bot er Mord und Totschlag – doch fast nur noch in Theaterstücken und Hörspielen. 1998 starb Francis Durbridge im Alter von 85 Jahren. Sein Agent sagte damals: „Er war schon länger krank und verschied in seinem Zuhause in London.“

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