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Würzburg
Alfred Dorfer und die überraschende Pinguin-Nummer im Bockshorn
Der Besuch im Würzburger Bockshorn bestätigte, was die Forschung noch nicht erwiesen hat: Der Wiener Alfred Dorfer zählt zu den wichtigsten Kabarettisten überhaupt. Warum?
Bei ihm ist Kabarett auch Theater: Alfred Dorfer 
Foto: Thomas Obermeier | Bei ihm ist Kabarett auch Theater: Alfred Dorfer 
Alice Natter
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:05 Uhr

Also am besten, am besten war das mit dem Pinguinkostüm. Das verstehen jetzt leider nur die, die am Mittwochabend im Würzburger Bockshorn saßen. So wie die folgenden Sätze auch: Kunst kann's nicht gewesen sein, was Alfred Dorfer da machte. Weil, sonst wären nicht so viele Leute dagewesen. Und nach zwei Bier macht so eine "Performanz" ein anderer auch. Nur bleibt es halt nicht bei zwei Bier... Und überhaupt, früher war er besser, der Dorfer, mit seiner – Achtung, Scherz – "bissigen Satire". Und in der Süddeutschen stand...   

Alles muss wissenschaftlich erwiesen sein

Komplett verwirrt und irritiert? Also, zur Richtigstellung: Alfred Dorfer, eine Größe des deutschsprachigen Kabaretts, war zwar früher schon gut, ist jetzt aber nicht schlechter. Und so eine "Performanz" wie er macht, die kann halt nur er machen. Theater, Kabarett, Comedy, Performance – wenn er von sabbernden Journalisten gefragt wird, was er denn nun macht, wird der schauspielende Kabarettist leicht grantig: "Wann hat der Schwachsinn begonnen, dass man Dinge trennt, die man nur unterscheidet?"

Wie nennt ein Wiener so eine Lampe? 'Russenlüster', sagt Alfred Dorfer. Der Rest des Programms war auch erhellend.
Foto: Thomas Obermeier | Wie nennt ein Wiener so eine Lampe? "Russenlüster", sagt Alfred Dorfer. Der Rest des Programms war auch erhellend.

"Und..." heißt Dorfers aktuelles Programm. Dass der Spötter und Satiriker altersmilde geworden sei, sanfter, zarter, war vorab hier und da zu lesen... "Wo ist ihr Zorn geblieben?", fragten speicheltriefende Reporter gar. Aber darüber wird der 58-Jährige aus Wien nur wieder wütend und zornig. Und dann lässt er sich – nach wie vor scharfzüngig – über die schwachsinnige "infantile Instanzgläubigkeit" unserer Zeit aus, in der alles "wissenschaftlich erwiesen" sein muss und nur gilt, was die Forschung – am besten: die Hirnforschung – in einer neuen Studie "nahezu immer überraschend" über Bekanntes  herausgefunden hat. 

Dorfer kontert "überraschende" Erkenntnisse aus Studien mit simplen Wahrheiten: "Im Wald kann man schwer daneben brunzen." Oder mit Überlegungen wie: "Ich denke, also bin ich. Wenn ich beim Aldi zwei  Bananen stehle und denke mir nichts dabei, war ich's dann nicht?"  Und mit Feststellungen wie: "Comedy ist so etwas wie die Demokratisierung von Können."  

Wurscht, was in der "Süddeutschen" steht

Dass Dorfer das nicht ganz nett meint, kann man sich denken. Jedenfalls spielt er sich zwischen bissig und böse bis sanft und leicht ziemlich ausdrucksstark und komplex durch alle möglichen Themen, schlüpft eben mal noch in verschiedene Rollen und spielt mit Perspektiven ... und am Ende führt er sogar die verlorenen und verknoteten roten Fäden wieder schönstens zusammen.

Was in der "Süddeutschen" stand, ist deshalb eigentlich wurscht. Und ach ja, ein Pinguinkostüm gab's natürlich gar nicht.

 
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