Das Schweinfurter Museum Otto Schäfer (MOS) mit seinen über 5000 Exponaten ist kein Haus, das die Massen anzieht. Zu speziell ist das, was der Industrielle Otto Schäfer (1912-2000) zusammengetragen hat: bibliophile Werke der Druckkunst, Bücher und Grafiken. Und so wurde es öffentlich kaum bemerkt, dass das Haus im Osten der Stadt fast zwei Jahre geschlossen war. Otto G. Schäfer, der Sohn des Sammlers, der im November vergangen Jahres gestorben ist, hatte das Museum komplett der Stadt vermacht, in der Übergangsphase blieben die Türen geschlossen.
Seit Januar ist die Stadt nun mit einer eigenen Stiftung alleiniger Eigentümer und eröffnet das Haus am Sonntag, 3. Juni, wieder – und das mit einem starken Signal. Während die Dauerausstellung mit den wertvollen Zeugnissen vor allem der frühen Druckkunst und die Glassammlung Morell zunächst unverändert bleiben, bekommt nun der Orientalist und Dichter Friedrich Rückert auf Wunsch der neuen Hausherren einen eigenen Raum.
50 Rückert-Exponate
Ferner wird die „Kleine Passion“ Dürers gezeigt, von dem wichtige Bestände des Museums aktuell für eine große Dürer-Ausstellung im Palazzo Reale in Mailand (bis 24. Juni) ausgeliehen sind. Weiter werden 17 Blätter von Franz Anton Danreiter (1695-1760) ausgestellt, der die Neugestaltung des Gartens des Salzburger Schlosses Hellbrunn dokumentiert hat.
Vor zwei Jahren hat Schweinfurt den 150. Todestag ihres wohl bedeutendsten Sohnes Friedrich Rückert mit großem Aufwand begangen. Da das städtische Museum im Alten Gymnasium derzeit geschlossen ist, ist Rückert öffentlich nur bedingt präsent. Dies wird wohl bis zur Eröffnung des neuen Kulturforums – ein Termin ist derzeit nicht absehbar – noch einige Jahre so bleiben. Darum hat der Geschäftsführer der Rückert-Gesellschaft, Rudolf Kreutner, 50 Exponate, basierend auf der großen Ausstellung zum Rückert-Jahr „Der Weltpoet“, für das MOS zusammengestellt.
Zu sehen sind vor allem Erst- und Werkausgaben aus der Sammlung Deutsche Literatur des Museums und Faksimiles einiger Manuskripte. In chronologischer Abfolge wird der Lebenswerk des Dichters abgeschritten, beginnend mit der frühen Liebeslyrik, über sein Wirken als Übersetzer des Korans, seine Reise nach Rom, seine Tätigkeit als Hochschullehrer in Erlangen und Berlin, seine politischen Kommentare zur 48er-Bewegung bis hin zu seinem Rückzug nach Neuses.
Zwei Aquarelle Carl Barths (1787-1853) mit den Porträts der früh gestorbenen Kinder Ernst und Luise führen hin zu den Kindertotenliedern. Gezeigt werden auch die Rückert-Büste Carl Steinhäusers, (1813-1879) eine feine Bleistiftzeichnung Friedrich Johann Helmsdorfs (1783-1852) und das von der Familie als „Schmiererei“ verschmähte Porträt Carl August Hohnbaums (1780-1855).
Schloss Hellbrunn gilt als „Wunderkammer der Gartenarchitektur“, als einzigartiges Gesamtkunstwerk manieristischer Prägung, sagt Museumsleiter Georg Drescher. Das Schloss wurde für den Salzburger Erzbischof Markus Sittikus von Hohenems (1574-1619) errichtet und zeichnet sich durch seine weltweit am besten erhaltene Wasserspiele und beweglichen Figuren aus. Danreiter hat die Neugestaltung der Anlage um 1735 dokumentiert.
Dürers komplette „Kleine Passion“
Albrecht Dürers „Kleine Passion“ ist die Illustration der „Passio Jesu Christi salvatoris mundi“ des Nürnberger Benediktinermönchs Benedictus Chelidonius (1460-1521). Gezeigt werden alle 36 Blätter, die als Separatabzüge vor dem Buchdruck entstanden und so dem Betrachter die komplette Passion öffnen. Sie ist die umfangreichste Folge Dürers, betont Museumsleiter Drescher und spannt das zeitliche Spektrum am weitesten, wobei dem religiösen Anliegen des Autors folgend, die Leidensgeschichte in vielen Details gezeigt wird. Allein diese Ausstellung lohnt einen Besuch in der Judithstraße in Schweinfurt.
Der ist samstags von 14 bis 17 Uhr und sonn- und feiertags von 10 bis 17 Uhr möglich. Für Gruppen und Schulklassen gibt es eigene Termine.