Der bekannteste Teilnehmer wird wohl nicht zur Eröffnung der Kunst-Biennale in Venedig (1. Juni bis 24. November) kommen: Ai Weiwei habe bislang keine Ausreisegenehmigung bekommen, sagte die Kuratorin des deutschen Pavillons, Susanne Gaensheimer. Der chinesische Künstler, Aktivist und Regimekritiker habe auch Angst, dass er im Falle einer Ausreise möglicherweise nicht nach China zurückkehren dürfe. „Wir hoffen aber bis zur letzten Minute, dass es doch klappt“, so Gaensheimer, Direktorin des Museums für Moderne Kunst in Frankfurt.
Für ihr Konzept hatte Gaensheimer schon im Vorfeld einiges an Kritik einstecken müssen. Ein Vorwurf: Ai Weiwei stehle den anderen drei Künstlern, die mit ihm zusammen ausstellen, durch seine große Bekanntheit die Schau. „In der Ausstellung wird man sehen, dass das nicht der Fall ist“, sagte Gaensheimer, „seine Installation ist eine Art Metapher. Sie stellt eine Verbindung her zwischen den Arbeiten.“ Neben Ai Weiwei stellen Dayanita Singh, Santu Mofokeng und Romuald Karmakar aus; sie zeigen Filme, Projektionen und Fotografien.
Mutter und Schwester kommen
Sie habe Ai Weiwei nicht wegen seiner Bekanntheit ausgewählt, betonte Gaensheimer: „Es war eine inhaltliche Entscheidung.“ Die Medienwirksamkeit seines Namens sei sogar eher hinderlich gewesen bei der Vorbereitung der Ausstellung. Kein Problem war aus ihrer Sicht hingegen, dass der Chinese nicht beim Aufbau in Venedig dabei war; er habe Mitarbeiter geschickt. Die vier Arbeiten seien nicht gemeinsam entstanden, „aber jeder wusste, was die anderen gerade machen“.
Ein zweiter Kritikpunkt war, dass Gaensheimer für den deutschen Biennale-Auftritt vier ausländische Künstler eingeladen hat. „Ich finde nicht, dass es die Aufgabe der Länderpavillons ist, ausschließlich Künstler mit dem Pass des jeweiligen Landes zu zeigen“, konterte sie. „Es geht darum, wie sich ein Land auf dieser internationalen Bühne darstellt: Deutschland präsentiert sich mit einem offenen Konzept als internationales Land.“ Dazu passe auch, dass Frankreich und Deutschland in diesem Jahr „in einer Art spielerischen Geste“ die Häuser tauschen.
In einem Interview mit dem „Spiegel“ hatte Ai Weiwei gesagt, er sei zuletzt 1999 auf der Biennale gewesen und noch am Tag der Eröffnung wieder abgereist. „Wie die meisten Künstler mag ich diese Veranstaltungen nicht besonders, diese Händeschüttelei, dieses Hallo-Sagen – ich bin für so etwas nicht geeignet.“ In diesem Jahr habe er allerdings „meine Mutter überredet hinzufahren“, seine Schwester werde die 80-Jährige begleiten.