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WÜRZBURG
Africa Festival: Exklusiv-Interview mit Soulsängerin Y'akoto
Africa Festival: Die Hamburgerin Y'akoto gilt als neuer Soulstar – Am 26. Mai tritt sie in Würzburg auf
„Ich bin ein Mensch, der keine Erwartungen hat“: Die Musikerin Y'akoto gastiert beim diesjährigen Africa Festival auf den Talavera Mainwiesen in Würzburg.
Foto: Rainer Elstermann | „Ich bin ein Mensch, der keine Erwartungen hat“: Die Musikerin Y'akoto gastiert beim diesjährigen Africa Festival auf den Talavera Mainwiesen in Würzburg.
Das Gespräch führte Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 21.05.2012 14:16 Uhr

In manchen der Lieder auf ihrem Debütalbum „Babyblues“ klingt sie wie Amy Winehouse. Y'akoto, Sängerin aus Hamburg, tritt am Samstag (26.) im allerdings bereits ausverkauften Zelt auf dem Würzburger Africa Festival (25. bis 28. Mai) auf. In einer „Bild“-Schlagzeile wurde die 23-Jährige als „Max Herres schönster Schützling“ bezeichnet. Herre („Freundeskreis“) gehört zum Produzenten-Trio von Y'akoto. Jennifer Yaa Akoto Kieck, wie sie mit bürgerlichem Namen heißt, ist Tochter zweier Kontinente, als Kind eines Ghanaers und einer Deutschen in Hamburg und in Ghana aufgewachsen. Ein Gespräch über ihre Wurzeln und ihre Musik.

Frage: Wie lebt es sich mit dem Etikett „Neuer deutscher Soulstar“?

Y'akoto: Das ist jetzt kein Etikett, das ich benutze, wenn ich ehrlich bin. Ich hab's schon hier und da gelesen, und natürlich finde ich es schön, aber ich kann mich damit nicht so richtig identifizieren.

Ihr Album heißt „Babyblues“. Haben Sie manchmal den Blues?

Y'akoto: Ja, natürlich, klar.

„Babyblues“ ist manchmal melancholisch, manchmal fröhlich. Warum so uneinheitlich? Ein Spiegel Ihrer selbst?

Y'akoto: Ich wollte eigentlich etwas machen, das nicht so fern ist von dem, was ich um mich sehe und was auch in mir ist. Wir haben aller unsere Phasen, und auch in meinem Umfeld und in meiner Familie beobachte ich Höhen und Tiefen und Zustände, die von melancholisch bis euphorisch bis gleichgültig reichen. All das geht auch in mir vor. Es sollte etwas sein, bei dem mein persönlicher Zusammenhang mit der Realität deutlich wird.

Woher kommen die Geschichten, die Sie in Ihren Liedern erzählen? Selbst Erlebtes?

Y'akoto: Ich finde, wir sollten aufhören, einen direkten Zusammenhang zu suchen. Bei mir ist aber schon immer ein direkter Link vorhanden.

Ist mit dem Lied „Tamba“ über einen Kindersoldaten eine politische Botschaft verbunden?

Y'akoto: An Politik glaube ich nicht. Ich glaube an Veränderung. In die politischen Strukturen, wie sie jetzt sind, verliere ich mehr und mehr Vertrauen, deswegen weiß ich nicht, ob ich mich da mit einer Botschaft einmischen will. Aber ich finde, dass sich eine Nation von den Menschen, dem Volk aus ändern kann.

Und Ihre Kunst kann das unterstützen?

Y'akoto: Mit Kunst kann man einen Zusammenhang herstellen, indem man nicht mit dem Zeigefinger auf ein Thema zeigt, sondern eher einen Gefühlszustand anspricht.

Hamburg ist so ziemlich das Gegenteil von Afrika: Hat Ihre Musik Einfluss auf Ihr Leben zwischen den Kontinenten?

Y'akoto: Natürlich. Sich in zwei Welten zu befinden, das prägt, aber als Kind wird das auch sehr natürlich verarbeitet. Inwiefern mich das auf jeden Fall geprägt hat, ist, dass es mich fast erwartungslos gemacht hat. Ich bin ein Mensch, der keine Erwartungen hat. Das ist das Ergebnis einer internationalen Erziehung.

Sehen Sie sich als Botschafterin für einen Brückenschlag?

Y'akoto: Die ganze Welt wird mehr und mehr so sein, dass man Brücken schlagen muss. Und Brücken werden ja geschlagen, das ist unaufhaltsam. Kontraste rücken immer stärker in unser gewohntes Umfeld hinein.

Was halten Sie von Aussagen wie „Das ist afrikanisch und das europäisch“?

Y'akoto: Schubladendenken und Stigmatisierungen begegnen mir öfter, aber das macht mich traurig. Ich bin ein Mensch, der gar nicht so ist. Ich kann einfach nicht einkategorisieren. Ich bin da zu blöd für wahrscheinlich.

Und was ist an Ihnen ghanaisch und was deutsch?

Y'akoto: Man ist eine Fusion aus zwei Kulturen, und so ist das. Da kann man gar nicht sagen, was jetzt genau was ist und wo was hingegangen ist.

Fußball. Deutschland spielt gegen Ghana. Zu wem halten Sie?

Y'akoto: Was ich an Fußball bewundere, ist, dass eine gute Stimmung entsteht. Das ist ähnlich wie bei Musik. Aber . . . ich glaube, ich wäre schon für Ghana.

Wie lange machen Sie schon Musik?

Y'akoto: Ich habe schon immer Musik gemacht, aber ich habe generell schon immer gerne Aktionen gemacht, Sport. Mit 16 bin ich auf den Mount Cameroon geklettert.

Ein hyperaktives Kind?

Y'akoto: Hyperaktiv nicht, aber ich war schon immer sehr wissbegierig. Mich hat die Natur sehr interessiert, überhaupt alles Mystische, also Berge und Meer. Ich war auch immer draußen.

Warum treten Sie in Würzburg auf?

Y'akoto: Klar habe ich einen afrikanischen Background. Aber ich spiele auf Afrika-Festivals nicht, weil ich Afrikanerin bin, sondern weil ich eine gute Band habe und gute Musik machen will.

Welche Musik hören Sie?

Y'akoto: Das wechselt immer, aber momentan höre ich viele alte Sachen, zum Beispiel ganz viel Thelonious Monk und Roberta Flack. Jimi Hendrix ist ein Muss, da wird jede Woche mal reingehört.

Immer Künstler mit afrikanischen Wurzeln?

Y'akoto: Nein, nicht immer. Das letzte Album, das ich mir gekauft habe, ist von einer österreichischen Künstlerin: Soap & Skin.

Ihre Songs haben Sie selbst geschrieben und komponiert?

Y'akoto: Ja, bis auf „Without you“.

Wie kommt bei Ihren Verwandten und Bekannten in Afrika Ihre Musik an?

Y'akoto: Die freuen sich, aber die sind natürlich sehr subjektiv.

Sie sind staatlich geprüfte Tanzpädagogin. Das klingt irgendwie nach Waldorfschule.

Y'akoto: Interessant, „nach Waldorfschule“, das habe ich ja noch nie gehört. Mit Bewegung kann man viele Probleme aufbrechen, es gibt ja schon eine Tanztherapie. Damit arbeite ich.

Damit arbeiten Sie auch jetzt noch?

Y'akoto: Ja. Mein großes Ziel ist es, tatsächlich irgendwann ein Tanzzentrum zu eröffnen, also eher ein kreatives Zentrum mit Tanz und Malen.

 
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