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PARIS
Adonis wird 85: Für Demokratie und Freiheit
dpa
 |  aktualisiert: 28.12.2014 11:01 Uhr

Tabus und heikle Themen kennt der syrische Lyriker Adonis nicht. Den Arabern wirft der Schriftsteller vor, die Religion als politisch-gesellschaftliche Macht zu instrumentalisieren. Aber auch dem Westen hält er den Spiegel vor. Den NATO-Einsatz im libyschen Bürgerkrieg kritisierte er, und während viele Intellektuelle den arabischen Frühling vor fast fünf Jahren als Aufbruch in die Demokratie feierten, stand er den Aufständen skeptisch gegenüber.

Adonis, der am 1. Januar 85 Jahre alt wird, versteht sich als Mittler zwischen westlicher und arabischer Welt. Er sucht den konstruktiven Dialog durch Toleranz. Dazu gehört auch die Konfrontation. Jüngstes Beispiel: seine Äußerungen zu den Ereignissen in Syrien und seine Kritik an der Opposition, die für ihn das andere Gesicht der Staatsgewalt ist.

„Ich missbillige Gewalt in all ihren Formen, wie auch immer sie von denjenigen, die sie anwenden, begründet wird. Ich ertrage sie weder vonseiten des Regimes noch vonseiten der Gegner dieses Regimes. Ich bin für den friedlichen Widerstand, den Widerstand nach der Art von Gandhi“, rechtfertigte Adonis seine Stellungnahme.

Der Dichter lebt seit vielen Jahren in Paris. Demokratie und Freiheit hat er sich auf die Fahne geschrieben. Für seine Zurückhaltung wurde der 1930 in Nordsyrien bei Latakia als Ali Ahmad Said geborene Autor von seinen Schriftstellerkollegen heftig kritisiert. Doch für Adonis kann es nur Demokratie geben, wenn das politische System auf keiner Religion aufgebaut ist. „Religion als führende Institution bedeutet immer Tyrannei“, sagte er mal.

Als Intellektueller will er die Modernisierung der arabischen Gesellschaft – als Dichter die Erneuerung der arabischen Sprache, indem er die Tradition arabischer Dichtung mit modernen europäischen Gedanken vereint. Mit der Begründung, er sei „ein leidenschaftlicher Rebell gegen die geistige Erstarrung der arabischen Kultur“, wurde Adonis im August 2011 denn auch als erster arabischer Dichter mit dem Goethepreis der Stadt Frankfurt ausgezeichnet.

 
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