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ZÜRICH
Adolf Muschg sät in den Wind
dpa
 |  aktualisiert: 12.05.2014 19:29 Uhr

Vom Büchner-Preis bis zum Bundesverdienstkreuz – Adolf Muschg hat so viele Auszeichnungen erhalten, dass ihm nur noch zwei fehlen: der Literaturnobelpreis und die Ehrenbürgerwürde seiner Wohngemeinde Männedorf am Zürichsee. Letztere bekommt er zu seinem 80. Geburtstag (heute, 13. Mai).

Schon lange ist der 1934 in Zollikon als Sohn einer Krankenschwester und eines strengen evangelisch-reformierten Lehrers geborene Schweizer einer der bedeutendsten Schriftsteller deutscher Sprache und einer der wichtigsten Intellektuellen Europas. Sein Werkverzeichnis umfasst weit über 50 Titel. Vom hochgelobten, bis heute ungebrochen lesenswerten Erstling „Im Sommer des Hasen“ (1965) über große Romane wie „Albissers Grund“ (1974) und „Der Rote Ritter. Eine Geschichte von Parzival“ (1993) oder „Sutters Glück“ (2001) sowie Essays und Theaterstücken bis zu seinem bislang letzten Roman („Löwenstern“, 2012).

Stilsichere Gratwanderungen

Er ist Meister der stilsicheren Gratwanderungen zwischen Wirklichkeit und Fantasie, zwischen Wissenschaft und Dichtung. Am eindrucksvollsten und schönsten hat der Autor diese verschiedenen Horizonte in seiner Parzival-Interpretation miteinander verbunden. Der Roman gilt vielen als ein Hauptwerk der europäischen Literatur der 90er Jahre.

Muschg ist nicht nur ein Kenner Japans, wo er einige Zeit lebte, sondern auch überzeugter Europäer. Der Schweizer ist für die EU, „weil ich sie für das Beste halte, was Europäer aus dieser Geschichte für die Zukunft machen konnten“. Rechtspopulisten in seiner Heimat sind solche Bekenntnisse ein Dorn im Auge. Auch nehmen manche Muschg übel, was er nach dem Ja der Eidgenossen zur Beschränkung der Zuwanderung erklärte: Er empfinde „ein Stück Scham“, das Abstimmungsergebnis sei Ausdruck eines „tiefen Mangels an kosmopolitischer Substanz“.

Seine Rolle beschrieb Muschg einmal so: „Man sät in den Wind und hofft, dass ein Samen auf die richtige Erde fällt.“ Selbst wenn man an Missständen nichts ändern könne, sei dies kein Alibi dafür, nichts zu tun.

 
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