
Reinhard Mey: „Das Meer“
Ado Schlier: Reinhard ist ein in sich ruhender und sehr lieber Mensch. Er ist mein guter Freund, wir haben seit 1968 immer wieder zusammengearbeitet. Ich habe damals seine erste Platte angehört und gemerkt, dass da einer etwas macht, was ich bis dato nur aus Amerika kannte: Er erzählt Geschichten. Bei den zweiten „Songs“ ist er spontan als Moderator eingesprungen und hat es die nächsten zehn Jahre weiter gemacht. Er wollte zwar zwischendurch eine Pause machen, ist aber immer wiedergekommen.
Schlier: Willy Astor ist ja durch Ralph Siegel zum Plattenkünstler geworden, das wissen die Wenigsten. Leider hat er in Banz begonnen, hohe Forderungen zu stellen. Einmal wollte er mit dem Hubschrauber kommen. Ich lasse den Künstlern ja ihre Freiheiten, erwarte aber auch, dass sie sich korrekt verhalten. Ich hätte ihn ja gerne wieder eingeladen, aber er beantwortet meine Briefe nicht. Die Beziehung ist abgebrochen.
Schlier: Das ist etwas ganz Großes. Wir haben uns Anfang der 70er kennengelernt und sind zusammen in einer Bar abgestürzt. Wir haben viel Bier getrunken und daraus ist eine wunderbare Freundschaft entstanden. In Banz hat er dann die Rolle von Reinhard Mey übernommen.
Schlier: Die waren nur einmal in Banz und haben den Rahmen etwas gesprengt. Eigentlich sind ja nur Schlagersänger aufgetreten und ins Umfeld der politischen Liedermacher hat EAV nicht so reingepasst. Ich meine, wenn jemand auf einer Bühne im Kloster 15 Minuten lang über die Türme der Kirche spottet, dann passt das einfach nicht.
Schlier: Ich liebe ihn über alles! Das ist ein Mann, den ich unbedingt für Banz haben wollte. Leider ist er in einer anderen Gehaltsgruppe, war aber trotzdem zweimal da. Wir haben uns für den Bayerischen Rundfunk mal eine Stunde lang über Tibet unterhalten, das war sehr interessant. Ein toller Mensch.
Schlier: Esther ist eine uralte Bekannte von mir. Wir haben 1966 ein Wohltätigkeitskonzert in München für Verletzte des Sechs-Tage-Krieges in Israel gemeinsam mit Udo Jürgens gemacht. Anfangs war Esther sehr misstrauisch, ob ihre Musik in Banz funktioniert. Doch es hat geklappt und sie ist wiedergekommen. Bei ihrem Auftritt 1993 hat es 90 Minuten lang geschüttet – aber Esther ist mit Gummistiefeln einer Journalistin auf die Bühne und hat ein super Konzert gespielt.
Schlier: Hannes hat Ende der 70er eine CD mit Arbeiterliedern aufgenommen. Als er einmal mittags in meine Radiosendung kam, habe ich „Die Internationale“, das Kampflied der sozialistischen Arbeiterbewegung, gespielt. Das hat ihn total geschockt, weil er nicht dachte, dass ich das im öffentlich-rechtlichen Rundfunk darf. Seither betrinken wir uns immer so lange, bis wir die Internationale singen. In Banz war er der politischste Sänger, aber daran hat sich niemand gestoßen. Er überzeugt mit seiner Art, ein guter Freund.
Schlier: Bodo ist ein Kind der „Songs“, 2001 war er zum ersten Mal als Nachwuchskünstler dabei. Ich erinner mich daran, dass er einmal auf die Bühne ging und ein furchtbarer Regenschauer kam. Er meinte dann, er könne die Leute auch unter einem Schirm unterhalten. Ganz ohne Schnickschnack. Er macht seine Sache richtig toll, wir haben eine freundschaftliche Beziehung.
Schlier: Die Seidel-Stiftung hat viel Wert darauf gelegt, dass auch ostdeutsche Künstler bei den Songs auftreten. Als Schulze 1987 in Banz auf der Bühne stand, hat er eine Schnellsprechübung über den Bürgermeister und die Beutelratte gemacht. Das war ein Riesenbringer. Anschließend spielte er ein Lied über Karl Marx, der im Park steht und traurig ist, weil die Menschen in der DDR nie lachen. Das war schon sehr kritisch. Nach der Wiedervereinigung haben wir uns aus den Augen verloren.
Schlier: Wir haben uns das erste Mal 1981 beim deutschen Popnachwuchsfestival im Würzburger Stadttheater getroffen. Meine Verbindung zu Heinz-Rudolf Kunze ist nicht persönlich, ich empfinde ihn als sehr sachlich, diszipliniert und korrekt. Er würde nie fünf Minuten länger spielen als ausgemacht. So ziemlich das Gegenteil von Konstantin Wecker, der immer gleich alle umarmt.
Schlier: Ein wunderbar bunter Vogel. Ich habe ihn in Wien kennengelernt, wir waren oft in der „WunderBar“ zusammengesessen. Meine Frau war die erste, die den „Watzmann“ in München mit aufgeführt hat. Wolfgang habe ich nach dem siebten Bier mal erzählt, dass er noch viel lernen muss beim Liederschreiben. Heute passt er eher in ein Festzelt.
Schlier: Ein äußert kluger und stiller Mensch. Mir gefällt, dass der Geschichten nicht im großen Bogen erzählt, sondern das Kleine und Intime sucht. Ich habe ihn in München kennengelernt, als er dort als Schauspieler bekannt war und nach Banz geholt.
Schlier: Sein Auftritt hat mich sehr beeindruckt. Arik Brauer ist einer der Hauptvertreter der Wiener Schule des Phantastischen Realismus, früher ist er mit seiner Frau durch Europa gezogen und hat auf den Straßen gespielt. Sein Vater ist in einem Konzentrationslager gestorben, er selbst hat in einem Versteck überlebt. Ich habe ihn überredet, bei den Songs aufzutreten. Mir zuliebe kam er nach Banz. Das war sehr berührend.
Schlier: Monika ist anfangs vom BR angeheuert worden, um zu helfen. Später hat sie die Songs selbst arrangiert und durchgeführt. Als der BR sagte, dass er das Risiko nicht mehr tragen könne, ist sie mit ihrer Firma eingesprungen. Genauso wie ich ist sie seit dem ersten Mal mit dabei und begleitet die Songs in verschiedenen Rollen. Manchmal ist es für mich schwer, der Veranstalterin, meiner Frau, zu vermitteln, dass jetzt unbedingt der und die aus Amerika oder sonst woher eingeflogen werden muss. Aber wir einigen uns – meist. (grinst)