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OBERSINN
Abschied vom Eisenwahn-Festival mit Rekord
Alle Augen auf den Schlagzeuger: Iced Earth beim „Eisenwahn“-Festival.
Foto: Hans Will | Alle Augen auf den Schlagzeuger: Iced Earth beim „Eisenwahn“-Festival.
Von unserem Redaktionsmitglied Michael Bauer
 |  aktualisiert: 05.08.2013 19:37 Uhr

Ach, so ein „Bloodbabe“, das weibliche Maskottchen der Todesmetaller Debauchery, hat's gut: Nahezu nackt auf der schattigen Bühne, überschüttet mit kühlem Blut, künstlichem natürlich – bei 37 Grad gibt's fraglos schlechtere Plätze. Zum Beispiel auf einer der Sonne auch noch zugeneigten Wiese in den Hügeln oberhalb von Obersinn. Wer tut sich das und auch noch ganz in Schwarz gewandet und vor allem stundenlang an? Weit über 3000 Metal-Fans – ohne es bereuen zu müssen – beim Eisenwahn-Festival.

Das geht erstmals über drei Tage, findet zum zehnten, aber auch letzten Mal statt. Klar, dass sie noch mal alle kommen, die Metal-Heads der Region. Und schwitzen und feiern – mit dem Härtesten vom Harten, was die Szene so auf Lager hat: Death-, Black-, Thrash-Metal und obendrauf ein bisschen Grindcore.

Aus einer Schnapsidee heraus

Dass den Abschluss am Samstagnacht mit Iced Earth eine ganz normale Heavy-Metal-Band macht, passt nur auf den ersten Blick nicht ins Bild. Das seien so etwas wie die Helden der Jugend, sagt „Laudi“, noch längst keine 30 und doch ein alter Hase im Geschäft. Eigentlich heißt er ja Johannes Laudenbach, kommt aus dem Ort und hat 2004 mit ein paar Kumpels vom Sinntaler Motocross-Klub ein kleines Metal-Konzert mit drei Kapellen aus der Gegend organisiert. „Aus einer Schnapsidee heraus“, sagt er heute.

Neun Jahre später kommen längst Metal-Schwergewichte ins lauschige Grenzgebiet zwischen Rhön und Spessart. Sepultura, Napalm Death, Kataklysm, Die Apokalyptischen Reiter waren da, diesmal sind neben Krachern wie Naglfar oder Ektomorf die US-Legenden Overkill und eben Iced Earth sowie zum wiederholten Mal die Frankfurter Gute-Laune-Thrasher Tankard („Wir sind die hässlichste Band Deutschlands“) am Start. Und doch ist Schluss. „Es war zu viel Aufwand, und es kommt nichts rum dabei. Wir machen das alle ehrenamtlich“, beschreibt „Laudi“ den Spagat zwischen Beinahe-Fulltime-Job und ausbleibendem Kommerz.

Dabei macht genau das den Charme des „Eisenwahn an der Eisenbahn“, wie das Ganze mal hieß, aus. „Not to big, not to small“, sei's, meint Bobby Ellsworth, Sänger der US-Thrasher Overkill, nicht zu groß, nicht zu klein. Genau die richtige Größe eben, etwas für „Real Olld-School Headbangers”. Laudi und Karl Dill, die Cheforganisatoren und ihr Team, haben es geschafft, ein Kultfestival zu etablieren, das ausgerechnet bei der Abschiedsveranstaltung erstmals (sehr deutlich) die 3000-Zuschauer-Marke sprengt.

Doch die damals 16-, 17-Jährigen haben alle ihre Ausbildung in der Tasche, wollen jetzt lieber normal Geld verdienen. Nur Laudi, der auf seinen Konzertreisen „mit reichlich Verhandlungsgeschick“ die Kontakte zu den großen Bands erst möglich gemacht hat, will „vielleicht in zwei, drei Jahren wieder was auf die Beine stellen“. Eine Gruppe Fans hat sich eigens Shirts machen lassen: „Ohne Eisenwahn hat das Leben keinen Sinn.“

Einen solchen wollen zwei junge Menschen dem ihren geben. Manuel und Stefanie sollen auf die Bühne kommen, heißt es nach dem famosen Auftritt der kanadischen Thrash-Formation Annihilator. Dort fragt sie ihren Auserwählten fränkisch-romantisch: „Wir sind jetzt schon vier Jahre zusammen, willst du mich heiraten?“ Natürlich sagt er Ja, und alle liegen sich in den Armen. Vergessen ist die quälende Hitze, gegen die auch die Spritzen der örtlichen Feuerwehr nur kurzzeitig halfen.

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