Die Antwort auf die Frage nach der Reaktion des Publikums, so Martin Grubinger nach seinem gefeierten Auftritt beim Kissinger Sommer, sei für Komponisten wichtig, so auch für John Corigliano: Im Max-Littmann-Saal jedenfalls standen, jubelten, schrien, pfiffen die Zuhörer nach dessen Konzert „Conjurer“ für Perkussion und Streichorchester. Die meisten jedenfalls. Zumindest diejenigen, die sich auf das Abenteuer, eine zeitgenössische Komposition zu erleben, offen eingelassen hatten. Die wenigen, die regungslos auf den Sitzen verharrten oder sich die Ohren zugehalten hatten, durften sich später bei Tschaikowsky „erholen“.
Schon der die gesamte Bühnenbreite füllende Instrumentenaufbau war beeindruckend, links die Holzinstrumente für den ersten Satz „Wood“, mittig „Metal“ des zweiten, überwiegend rechts „Skin“ für den dritten. Der weltbekannte Perkussionist Grubinger musste also, im Gegensatz zu anderen ähnlich groß besetzten Werken, keine allzu weiten Wege zurücklegen. Die eingesparte Energie nutzte er für einen immens konzentrierten, spektakulär virtuosen, zugleich sensiblen Auftritt.
Farbeffekte
Begleitet von den Wiener Symphonikern unter dem spanischen Dirigenten (und Perkussionisten!) Gustavo Gimeno, entstanden starke Farbeffekte, repetierende Motorik, eine Märchenwelt an Röhrenglocken- und funkelnd hohen, auch watteweichen, satten und tiefen Vibrafontönen, grollende Wirbel, katapultierendes Krachen und Knallen bis hin zu infernalischer Apokalypse.
Für Grubinger scheint das Ganze ein freud- und lustvoller Spaß, der allerdings auf herausragendem Können fußt. Das Orchester fügt sich punktgenau, kratzt, tupft, bettet, liefert abgehackte Fetzen, fragt und antwortet. In der Zugabe ließ der Künstler dann den Showman raus: Rasende Trommelsticks vor, hinter, auf dem Körper, ein kniender Martin Grubinger, der mit einer Hand wirbelt, mit der anderen ein Peace-Zeichen ins Publikum schickt und dazu grinst – diese Spielfreude steckt an!
Mit Gefühl für Dramatik
Eröffnet hatten der elegant und klar dirigierende Gustavo Gimeno und das Orchester mit der kontemplativen „Unanswered Question“ von Charles Ives. Pjotr Iljitsch Tschaikowskys Sinfonie Nr. 6, die „Pathétique“, zum Schluss: Mit viel Gefühl für Dramatik, Klangmalerei, mit sattem und warmem Klang, auch etwas wirkungsvollem Pathos machte das Orchester diese Musik zu einer Verneigung vor dem Komponisten.
Als Zugaben ein rauschhafter Blumenwalzer, als Rausschmeißer ein galoppierender Gruß aus Wien – ein eindrücklicher Abend!