An zwei aufeinander folgenden Abenden kommen Fans von Andrew L. Webber und ABBA im Würzburger Congress Centrum CCW voll auf ihre Kosten. In beiden Veranstaltungen herrscht überschäumende Stimmung: Die Musicalmelodien des englischen Komponisten und die Ohrwürmer der schwedischen Kultband elektrisieren das Publikum.
Das Westend Musical Orchestra hat es aber auch voll drauf. Zwei Handvoll Musiker geben der Andrew Lloyd Webber Gala den letzten Pfiff und präsentieren sich nicht nur in dem Instrumentalstück „Car Chase from Sunset Boulevard“ auf hohem Niveau. Die gut 450 Besucher sind restlos begeistert. In die Choreografien fließen neben Rockigem und Modern Dance auch klassische Elemente ein, die beweisen, mit welcher Technik die elfköpfige Musicaltruppe punkten kann. Gekleidet in wechselnde, prachtvolle Kostüme fliegen, schweben, stampfen, drehen sie sich vor einer Kulisse, die mit ihren transparenten Gaze-Vorhängen von Lichtspielen umflutet und von passend zu den Songs ausgewählten Videos gestylt wird.
Der Wandlungsfähige
Durch die Gala, die diesen Namen durchaus verdient, führt Laurent N?Diaye, ein charmanter Moderator, der spontan auf Zurufe im Publikum reagieren und imponierend singen, tanzen und schauspielern kann. Nicht nur bei „With one Look“ aus „Starlight Express“ zeigt er eindrucksvoll seine Wandlungsfähigkeit.
Das Publikum kommt voll auf seine Kosten. Von „Love changes everything“ und „All I ask of you“ zu „Evita“. Als Ché begeistert Jonathan Radford mit dem Song „Oh what a Circus“ ebenso wie als Jesus mit „Gethsemane“ aus „Jesus Christ Superstar“. Dauerhit „Memory“ aus „Cats“ darf natürlich nicht fehlen, zelebriert von Lindsay Kearns, die auch – gemeinsam mit einem in vielen unterschiedlichen Rollen großartigen Zac Hamilton – den „Phantom“-Ohrwurm „Think of me“ darbietet. Nathalie Bryant bleibt trotz schöner Stimme im „Evita“-Song „Don?t cry for me Argentina“ merkwürdig blutleer, gefällt aber in anderen Rollen. Unter dem Jubel der Fans endet der Abend, wie er begonnen hat: mit einem Liebeslied.
Das Quartett, das sich ABBA nannte, hatte seinen internationalen Durchbruch beim Eurovision Song Contest 1974 mit dem Sieg des Titels „Waterloo“. Damit beginnt „ABBA GOLD – The Concert Show“ und Agnetha mit blauem Häkelhütchen (Debbie Watt), Björn (Andrew Gräser), der bärtige Benny (Dale Forbes Sutherland) und Anni Frid (Kate Bassett) haben die 350 Fans fest in ihrer Hand. Der typische ABBA-Sound, den die vier, unterstützt von Christoph Dubbel am Bass und Bernd Junker an den Drums, nahezu perfekt treffen, kriecht in jeden Gehörgang, während Björn in seine weiße Sterngitarre greift und die Mädels in die Mikros röhren. Die recht simplen Melodien im immer gleichen Rhythmus werden, animiert von den vier auf der Bühne, aus voller Kehle mitgesungen. „Mamma Mia“, „The Winner takes ist all", „Super Trouper“, „SOS“, „Gimme, Gimme“, und „Dancing Queen“ heizen ein. Die Stimmung im Saal kocht. Als Zugabe – wie könnte es anders sein: „Thank you for the music“ und der Soft-Song „I have a dream“.