Mehr als 50 Jahre ist es her, dass Ruth Leuwerik ihre Kinokarriere beendet hat – in Vergessenheit geraten sind die Schauspielerin und ihre Filme nicht. „Die Trapp-Familie“ war ein Welterfolg, auch Streifen wie „Königliche Hoheit“, „Die ideale Frau“ oder „Effi Briest“ werden immer mal wieder im Fernsehen gezeigt. Heute, Mittwoch, 23. April, wird Ruth Leuwerik 90. Eine Feier hat sie jedoch nicht geplant: „In dem hohen Alter ist es ein Wunder, dass ich noch da bin.“
Mit ihrer Darstellung starker, selbstbewusster und fürsorglicher Frauen wurde Leuwerik zum Vorbild einer Generation. Sie verkörperte zumeist beruflich erfolgreiche Frauen, mit denen sich die Kinobesucherinnen identifizieren konnten. Leuwerik stand als Unternehmerin, Ärztin, Lehrerin, Opernsängerin oder als Bürgermeisterin vor der Kamera. Eine Femme fatale wollte sie nie sein. Mit der Schauspielerei sei für sie – „nachdem man den Krieg überstanden hatte und überhaupt noch lebte“ – ein großer Traum in Erfüllung gegangen, sagte Leuwerik 2009 in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk (BR).
Arbeit als Stenotypistin
Ihre Karriere begann sie auf der Bühne. Neben ihrer Arbeit als Stenotypistin nahm sie zunächst privaten Schauspielunterricht. Über Bremen und Lübeck kam die Tochter eines Essener Kaufmanns 1949 an das Deutsche Schauspielhaus nach Hamburg, wo sie bis 1953 spielte. Besonderen Erfolg hatte sie in Anouilhs „Eurydike“, die sie auch 1955 am Düsseldorfer Schauspielhaus verkörperte. Als Gretchen in Goethes „Faust“ erntete sie Beifallsstürme. 1950 stand sie bei „13 unter einem Hut“ erstmals vor der Kamera, den Durchbruch schaffte sie 1953, als sie gleich an vier Produktionen mitwirkte, darunter „Ein Herz spielt falsch“.
Neben Maria Schell und O.W. Fischer bildete sie zusammen mit Dieter Borsche das Filmtraumpaar jener Tage. Kaum eine Schauspielerin war damals so oft auf den Titelseiten der Filmzeitschriften zu sehen wie sie. In den 13 entscheidenden Jahren ihrer Karriere wirkte sie an 29 Filmen mit. Ihr Spektrum reichte von der Komödie über das Melodram bis zur Literaturverfilmung.
Neben Marianne Hoppe, Hanna Schygulla und Angelica Domröse gehört auch Ruth Leuwerik zu den Darstellerinnen von Fontanes Ehebrecherin „Effi Briest“ im Kino. Damit sei ihr ein großer Wunsch erfüllt worden, erzählte Leuwerik. Ihre große Popularität verdankt die Schauspielerin Streifen wie „Königliche Hoheit“ oder besonders „Die Trapp-Familie“. Der Film über die singende Großfamilie wurde ein Welterfolg. „Das war aber nicht meine Lieblingsrolle.“ Vielmehr habe sie den Film aus Vernunftsgründen gedreht, weil er ein Erfolg zu werden versprach.
1964 Ende der Kinokarriere
1963 beendete sie ihre Kinokarriere. Der Nachkriegsfilm sei tot gewesen, wie sie sagte. Da sei ihr das Aufhören nicht schwer gefallen. Später war sie in einigen TV-Produktionen zu sehen, etwa 1979 als Konsulin in der Serie „Die Buddenbrooks“ nach Thomas Mann. Für ihr Schaffen wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit mehreren Bambis und dem Bundesfilmpreis.
Seit vielen Jahren lebt Ruth Leuwerik zurückgezogen in München, gemeinsam mit ihrem dritten Mann, einem Arzt. Sie sei dankbar dafür, dass sie damals habe Karriere machen dürfen, heute sei das viel schwerer, sagte sie im BR-Interview. „Damals hatte das Kino noch einen ganz anderen Stellenwert.“