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LONDON
90. Geburtstag: Rosamunde Pilchers heile Welt
Rosamunde Pilcher: „Es fällt mir leicht, die Tage zu füllen.“
Foto: Bodo Marks, dpa | Rosamunde Pilcher: „Es fällt mir leicht, die Tage zu füllen.“
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 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:17 Uhr

Rosamunde wer? Diese Reaktion ernten viele deutsche Besucher, wenn sie Briten auf Rosamunde Pilcher ansprechen. Dabei zählt die Autorin mit mehr als 60 Millionen verkauften Büchern zu den erfolgreichsten Schriftstellerinnen der Gegenwart. Anders als im Vereinigten Königreich, wo sie weniger bekannt ist, haben sie in Deutschland vor allem die Verfilmungen ihrer literarischen Vorlagen für das ZDF berühmt gemacht – Unterhaltungsgeschichten, die von Herzschmerz, von Liebe und Eifersucht, Glück und Trennung handeln und gespickt sind mit englischer Herrenhaus-Romantik. Das ZDF hat mit inzwischen mehr als 100 auf Pilcher-Geschichten basierenden, herzerwärmenden 90-Minuten-Filmen eines der erfolgreichsten Formate des deutschen Fernsehens geschaffen.

Mekka für deutsche Pilcher-Pilger

Den passenden Rahmen bildet die Kulisse der wilden, wunderschönen Natur Cornwalls. Das kommt bei den deutschen Zuschauern an: Fünf bis sieben Millionen Menschen schalten sonntagabends ihren Fernseher an, um ihrer Sehnsucht nach der heilen Welt nachzuhängen. An diesem Montag, 22. September, wird die Grande Dame der Liebesschnulze 90 Jahre alt, und obwohl mittlerweile längst alle Romane verfilmt sind, finden die Produzenten weiteren Stoff in Pilchers Kurzgeschichten.

Dass die Erzählungen von attraktiven, begüterten und adligen Menschen jenseits des Ärmelkanals in Cornwall spielen, hat die Grafschaft zu einem Touristenmekka für deutsche Pilcher-Fans werden lassen. Reisebusse wälzen sich auf engen Landstraßen durch sumpfige Wiesen und weite Felder, entlang der rauen Steilküste und vorbei an Gärten, wo strahlende Blüten Kontraste setzen. Es ist die Heimat der rüstigen Rentnerin, die im Juni 2012, immerhin im stolzen Alter von 87 Jahren, bekannt gab, mit dem Schreiben aufzuhören.

Pilcher wurde 1924 als Tochter eines Marineoffiziers im kornischen Lelant geboren und schloss sich nach ihrem Schulabschluss während des Zweiten Weltkriegs dem Women's Royal Naval Service, dem Königlichen Marinedienst der Frauen, an. Schon damals schrieb die Britin, die bis 1946 als Sekretärin im Außenministerium arbeitete, Kurzgeschichten. Dann heiratete sie ihren Mann Graham, mit dem sie vier Kinder bekam, und zog nach Longforgan bei Dundee in Schottland, wo sie bis heute lebt. Seit 2009 ist sie Witwe. Zwar feierte Rosamunde Pilcher mit ihren Erzählungen vergleichsweise spät kommerziellen Erfolg – 1987 gelang ihr mit dem Roman „Die Muschelsucher“ der Durchbruch.

Die Dankbarkeit über Geschichten mit Titeln wie „Gezeiten der Liebe“, „Mit den Augen der Liebe“ oder „Entscheidung des Herzens“ ist groß im Südwesten Englands. „Dass Cornwall die Kulisse für die Filme stellt, ist das beste Marketing, das wir kriegen können“, sagt Malcolm Bell, Chef des Fremdenverkehrsamts Visit Cornwall. Die Hälfte aller ausländischen Gäste sei deutschsprachig.

Mit dem Erfolg der Pilcher-Filme in Deutschland begann auch der touristische Aufstieg von Prideaux Place, einem efeubewachsenen Herrenhaus in den Hügeln von Padstow. Die Eigentümer, Elisabeth und Peter Prideaux-Brune, platzen fast vor Dankbarkeit gegenüber der Autorin. Ihr Anwesen profitiert von den Dreharbeiten wie kaum ein anderes, bereits 16 Episoden spielten dort. Der pensionierte Anwalt, der stets als Komparse, mal als Chauffeur im eigenen Bentley oder als Gin-Tester, einspringt, stellt sein Haus gerne zur Besichtigung zur Verfügung.

Der Haushalt und die Hunde

2013 kamen 27 000 Besucher, vor allem Pilcher-Pilger aus dem deutschsprachigen Raum. „Das hilft, die Rechnungen zu bezahlen“, sagt der Hausherr. Auch Pilcher war schon einmal dort. Sie sei toll, „so nett und herzlich“, sagt das Ehepaar Prideaux-Brune und findet, dass die Bestsellerautorin in den Adelsstand erhoben werden sollte. 2002 wurde sie für ihre Verdienste um den Tourismus in Großbritannien mit einem British Tourism Award ausgezeichnet.

Junge trifft Mädchen. Es gibt Schwierigkeiten. Und am Ende kriegen sie sich doch. Dieses Strickmuster ist ebenso schlicht wie erfolgreich. Und kaum jemand beherrscht es wie Rosamunde Pilcher. In ihren Romanen und Erzählungen hat sie diese Geschichte immer wieder neu erzählt. „Das war es, was ich am besten konnte“, sagt sie, andere Genres hätten die Meisterin des vorhersehbaren Happy Ends nie gereizt.

Ihre Geschichten entstanden am Küchentisch und erschienen anfangs in Frauenzeitschriften. „Ich habe mir nie vorstellen können, dass das ein Erfolg würde“, erzählt sie. „Ich habe einfach Kurzgeschichten geschrieben, weil ich das geliebt habe.“ Über ihre Arbeit habe die Mutter zu Hause nie gesprochen, erinnert sich die älteste Tochter, Fiona Wynn-Williams. Langweilig ist Rosamunde Pilcher nie, erzählt sie: „Es fällt mir leicht, die Tage zu füllen. Ich habe einen Haushalt zu führen, Hunde, mit denen ich rausgehen muss, einen großen Garten und eine Familie, die ich besuche, oder die mich besuchen kommt.“ Mit Informationen von dpa

 
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