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80. Geburtstag der italienischen Diva: Wann Sophia Loren alles vergisst
80. Geburtstag: Sie war ein stilles, schüchternes Kind, trug den Spitznamen „Bohnenstange“. Dank großen Talents – und einer ehrgeizigen Mutter – wurde aus Sofia Villani Scicolone der Hollywoodstar Sophia Loren.
„Karussell Neapel“: Der 1953 entstandene, ein Jahr später in Cannes preisgekrönte Film schöpft aus der reichen Musik- und Theatertradition Neapels. Sophia Loren, gerade 19, trat darin in der Rolle der „Sisi“ auf.
Foto: Arte, dpa | „Karussell Neapel“: Der 1953 entstandene, ein Jahr später in Cannes preisgekrönte Film schöpft aus der reichen Musik- und Theatertradition Neapels.
reda
 |  aktualisiert: 22.09.2014 07:41 Uhr

Sie gilt als Inbegriff der italienischen Schönheit. Große dunkle Augen, intensiver Blick, schlanke Taille, imposante Kurven, lässiger Gang, temperamentvolle Gestik – Sophia Loren. Schien ihr der Sex-Appeal in die Wiege gelegt, so hat sie sich die Anerkennung als Darstellerin hart erarbeitet. Zu entdecken, was sie aus sich herausholen könne, das habe sie an der Schauspielerei gereizt, sagte sie einst über sich: „Kaum höre ich 'Kamera läuft!', vergesse ich alles um mich herum“. Filme wie „Hochzeit auf italienisch“, „Hausboot“ oder „Boccaccio 70“ machten Sophia Loren zum Weltstar. Morgen, Samstag (20. September), wird sie 80 Jahre alt, passend dazu erscheint im Piper Verlag ihre Autobiografie („Sophia Loren. Mein Leben“).

Sofia Villani Scicolone ist ein stilles schüchternes Kind, dünn, Spitzname „Bohnenstange“. 1934 geboren, wächst sie ohne Vater in der Kleinstadt Pozzuoli bei Neapel auf. Ihre Mutter Romilda Villani ist eine schöne Frau, die ein Star werden will, es nicht schafft – und ihre Sehnsucht auf Tochter Sofia überträgt. Mit 14 nimmt Sofia an einem Schönheitswettbewerb teil, mit 16 ist sie in Rom, angelt sich winzige Rollen in Cinecitta. Daneben wird sie ein Star der populären „Fotoromanzi“, das sind Liebesgeschichten, mit Sprechblasen und Fotos erzählt. Mit 20 dann der Durchbruch auf der Leinwand: In Vittorio De Sicas „Das Gold von Neapel“ beeindruckt die Nachwuchsdarstellerin als amouröse Pizzabäckerin. „Ohne De Sica wäre ich nicht die, die ich heute bin, ohne ihn hätte ich meine eigene Stimme vielleicht nie gefunden“, urteilt Loren in ihrer Autobiografie.

In der turbulenten Komödie „Schade, dass du eine Kanaille bist!“ (1954) steht sie erstmals mit Marcello Mastroianni gemeinsam vor der Kamera. „Marcello und ich verstanden uns auf Anhieb“, erinnert sich die Schauspielerin. Die beiden werden ein erfolgreiches Leinwandpaar, ob in Komödien wie „Hochzeit auf italienisch“ (1964) oder Melodramen wie „Gestern, heute und morgen“ (1963). In der Realität aber heiratet sie den 22 Jahre älteren Produzenten Carlo Ponti. Er ist es auch, der das Leinwand-Potenzial der jungen Frau erkennt und ihre Karriere organisiert. Dazu gehört ein international eingängiger Name – aus Sofia Villani Scicolone wird Sophia Loren.

Hollywood ist der nächste logische Schritt: Loren wird ebenbürtige Partnerin für Stars wie Marlon Brando, Clark Gable, Peter Sellers, Gregory Peck, John Wayne oder Cary Grant. Sie spielt in Monumentalfilmen wie „El Cid“ (1961), in Komödien wie „Die Millionärin“ (1960) und „Die Gräfin von Hongkong“ (1966), in Agenten- und Abenteuerfilmen wie „Arabesque“ (1966) und „Stadt der Verlorenen“ (1957). Doch ihr größter Erfolg in diesen Jahren ist ein italienisches Werk, Vittorio De Sicas Kriegsdrama „Und dennoch leben sie“ (1960).

Sophia Loren erhält dafür den Oscar als beste Hauptdarstellerin. Sie spielt Cesira, eine junge Frau, die mit ihrer kleinen Tochter 1943 im besetzten Italien auf der Flucht vor Gewalt und Bedrohung ums Überleben kämpft. Dabei schien Lorens intensive Darstellungsweise von eigenen Erfahrungen mit dem Zweiten Krieg inspiriert: Sie war fast fünf, als der Zweite Weltkrieg begann, fast elf, als er zu Ende ging. „Mein Kopf war voller Bilder, die ich nie wieder ausradieren konnte,“ erinnert sie sich.

In Ettore Scolas Tragikomödie „Ein besonderer Tag“, die zu Zeiten der Mussolini-Herrschaft spielt, beeindruckt die Loren später als naive Hausfrau, die sich mit ihrem Nachbarn anfreundet, einem politisch verfolgten Homosexuellen, gespielt von Mastroianni. Die Medien stürzen sich besonders auf die lebenslange Liebesgeschichte zwischen Loren und Carlo Ponti (der 2007 starb). Erst spät können die beiden offiziell heiraten, Hindernis war Pontis in Italien nicht anerkannte Scheidung. Dann der schwierige Weg zu Kindern: Erst nach mehreren Fehlgeburten kommen 1969 und 1973 die Söhne Carlo Jr. und Edoardo auf die Welt: „Zum ersten Mal in meinem Leben war ich wunschlos glücklich“, erinnert sich Sophia Loren.

Ende der 70er Jahre reduziert die viel beschäftigte Schauspielerin ihr legendäres Arbeitstempo, dreht einige TV-Filme („Sophia Loren – mein Leben“, 1980) und steht nur noch gelegentlich vor der Filmkamera. So auch 1994 in Robert Altmans „Pret-a-porter“ (1994), wieder mit Marcello Mastroianni, und 2002 in einem Film ihres Sohnes Edoardo, betitelt „Zwischen Fremden“. In „Pret-a-porter“ gibt es die Neuauflage einer hinreißenden Szene aus „Gestern, heute und morgen“: Loren möchte Mastroianni verführen, entkleidet sich aufreizend langsam – nur um festzustellen, dass der gute Mann inzwischen eingeschlafen ist.

Im Laufe ihrer Karriere erhielt Sophia Loren zahllose Preise und Ehrungen. Eine Rose ist nach ihr benannt, und natürlich hat sie einen Stern auf Hollywoods „Walk of Fame“. Heute lebt sie vorwiegend in der Schweiz, und wenn Kinder und Enkel aus den USA zu Besuch kommen, steht sie mit Wonne am Herd und kocht für sie. „Das Leben ist kein leichtes Spiel“, urteilt sie kurz vor ihrem 80. Geburtstag. „Man braucht Ernsthaftigkeit und Humor. Zwei Eigenschaften, in denen ich mich seit geraumer Zeit übe.“

 
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