Wie sehr das Fernsehpublikum Dieter Pfaff liebt, zeigt sich am Bangen und Hoffen der Fans seit der Schocknachricht. An Lungenkrebs ist der in Hamburg lebende Schauspieler erkrankt, lauteten die traurigen Schlagzeilen. Pfaff musste die Dreharbeiten für eine neue Staffel der beliebten ARD-Serie „Der Dicke“ abbrechen und sich einer Chemotherapie unterziehen. Seither reißen im Internet die Genesungswünsche für den Publikumsliebling, der am nächsten Dienstag, 2. Oktober, 65 Jahre alt wird, nicht ab.
Die Gedanken seiner Fans sind bei dem Mimen, der sich als Franziskanerpater in „Bruder Esel“, Kommissar „Sperling“, Psychotherapeut „Bloch“ oder eben „Der Dicke“ in ihre Herzen spielte. „Ich war von der Nachricht über diese Diagnose so geschockt, fast wie bei einem nahestehenden Freund“, hieß es in Kommentaren etwa auf „bild.de“. Ein anderer schrieb: „Es ist zu viel Schrott auf dem Bildschirm. Wehe, Sie stehlen sich davon.“
Einen wie Pfaff findet man nicht so oft in der Fernsehlandschaft. Es ist vor allem die Glaubwürdigkeit, die die Zuschauer an dem Mimen mit Leibesfülle und Bildschirmpräsenz schätzen. Dabei machte der in Dortmund geborene Sohn eines Polizisten erst spät seine Liebe zur Schauspielerei auch zum Hauptberuf. Sein Lehramtsstudium brach er ab, zunächst zog es ihn als Dramaturg, Autor und Regisseur zum Theater. Erst Jahre später beschloss er, sich selbst zu entdecken, wie er erzählte. Als ihm der endgültige Durchbruch gelang, war er fast 50 Jahre alt. Als Musiker hat Pfaff, der mehrere Gitarren besitzt und eine davon oft mit zum Set nimmt, das nicht gewagt: „Ich habe mich nicht getraut.“ Dabei habe er schon als Knirps – von Oma im Frisiersalon auf den Tresen gestellt – voller Inbrunst und schnell textsicher Schlager geschmettert.
Doch ob nun der Traum von der Musikerkarriere oder später als Regisseur – immer beschlich ihn der Gedanke, dass irgendwer es doch besser könne. Eigentlich habe er aber ohnehin Therapeut werden wollen, um sich mit dem menschlichen Wesen auseinanderzusetzen. „Viel besser kann ich das eigentlich beim Spielen. Da mache ich das ja ständig“, sagt Dieter Pfaff, der sich auskennt mit den Abgründen der menschlichen Seele. „Deswegen bin ich auch kein Therapeut geworden, weil das andere spannender und spielerischer war.“
Der schlitzohrige Anwalt
Und das hat sich der Spätstarter in Sachen Schauspielerei dann quasi selbst auf den mächtigen Leib geschnitten, seine Leidenschaft für den Beruf war durch eine Nebenrolle ab 1983 in „Der Fahnder“ noch größer geworden: „Die Angst, es nicht weiter tun zu können, war größer als die Angst, morgens nicht die Brötchen auf den Tisch zu bekommen.“
Als ein Regisseur verbreitet habe, Pfaff könne keine Filme tragen, also keine Hauptrollen spielen, habe er sich gesagt: „Okay, entweder du akzeptierst das jetzt, oder du entdeckst dich selber.“ Der Selbsterfinder entwickelte fortan seine Rollen selbst, zunächst vor allem ernste Parts, „um zu beweisen, dass ich ein seriöser Schauspieler bin“. Seine Lieblingsfigur wurde dann der schlitzohrige Anwalt in „Der Dicke“ – sein „Versuch, das Ernsthafte mit dem Komödiantischen“ zu verbinden.
Auszeichnungen und hohe Einschaltquoten erntete er als „vollendeter Charakterbildner“, der in seinen Rollen sensibel Menschenporträts zeichnet, immer wieder. Er selbst nennt sich „Märchenonkel für Erwachsene“.
„Ein Schauspieler braucht immer ein Geheimnis“, sagt er. So hält er es auch mit seinem Privatleben, über das zumindest bekannt ist, dass er mit seiner Frau, den erwachsenen Zwillingen und deren Familien in einer Generationen-WG unter einem Dach lebt. „Meine Familie und gute Freunde unterstützen mich in großartiger Weise“, ließ Pfaff nach Bekanntwerden seiner Erkrankung mitteilen. „Das macht mich zuversichtlich, dass ich wieder gesund werde.“