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Würzburg
28-jähriger Würzburger als Stuntman in neuem Tarantino-Film
Im Hauptberuf sorgt sich der Würzburger Steffen Jung um Elektroinstallationen. Im Nebenberuf ist er Stuntman – auch im neuesten Film von Kultregisseur Quentin Tarantino.
Von unserer Mitarbeiterin Alina Bube
 |  aktualisiert: 06.08.2009 17:43 Uhr

"Wir mussten in Panik davonrennen, über Sessel springen, Feuerwalzen ausweichen, uns erschießen lassen, und das bis zu 13 Stunden am Tag – es war ein geiler Dreh.“ Steffen Jung, Stuntman aus dem Würzburger Stadtteil Heidingsfeld, ist noch immer begeistert von den Dreharbeiten zu Quentin Tarantinos neuem Werk „Inglourious Basterds“, das in den Babelsberger Filmstudios entstand.

Für Jung war es ein Kindheitstraum, Stuntman zu werden. In Wochenendkursen ließ sich der Elektroinstallateur, der bei einer Würzburger Firma angestellt ist, ausbilden – heute arbeitet Jung nebenberuflich als Stuntman und Actiondarsteller bei der Stuntcrew „Incognito Stunts“ aus Frankfurt. Im November bekam Dirk Quasten, Chef des Frankfurter Teams, für Jung und drei weitere Mitglieder von „Incognito Stunts“ die Zusage, bei Tarantinos neuestem Film zur internationalen Stuntcrew zu gehören.

„Wir haben zwar schon in anderen großen Filmen mitgespielt, aber Quentin Tarantino ist für uns spätestens seit ,Death Proof' ein absoluter Actionfilm-Regiegott“, sagt Jung. Nach Auftritten in der RTL-Serie „Lasko – die Faust Gottes“ und dem Kinofilm „Dust of Time“ (mit Willem Dafoe) war „Inglourious Basterds“ ein „faszinierendes und lehrreiches Highlight“ in der Karriere des 28-Jährigen.

Tarantinos Kriegsfilm ist mit Brad Pitt, Diane Kruger, Mike Myers, Christoph Waltz, Til Schweiger und Daniel Brühl starbesetzt. Die Handlung spielt im Zweiten Weltkrieg. Shosanna, eine französische Jüdin (Mélanie Laurent), will Rache an den Nazis nehmen, die ihre Familie umgebracht haben. Zusammen mit den „Basterds“, einer Gruppe jüdischer US-Soldaten, plant sie einen Anschlag auf deutsche Soldaten in einem Pariser Kino. Steffen Jung mimt einen dieser Deutschen.

„Eine riesige Feuerwand rollt durch den Kinosaal, wir müssen fliehen und werden auf der Flucht beschossen“, erzählt Jung. Eigens für diese entscheidende Szene wurden zwei Kinos nachgebaut, von denen eines auf einem alten Fabrikgelände bei Babelsberg den Flammen zum Opfer fiel. „Die Arbeit hat tierischen Spaß gemacht, alles ging ohne Choreografie vonstatten, das heißt: Auch wir Stuntmen mussten eine schauspielerische Leistung bringen“, sagt der 1,80 Meter große, 73 Kilo schwere Jung.

Mit Turnen und Thaiboxen hält er sich unter der Woche fit, seine Wochenenden verbringt er mit Stunttraining in Frankfurt. Selbst wenn Jung Stars wie Brad Pitt oder Til Schweiger nicht persönlich kennenlernte – die „Zusammenarbeit mit Omar Doom, bekannt aus ,Death Proof', und Zoë Bell war klasse“, schwärmt er. Bell doubelte Uma Thurman in vielen Filmen, unter anderem in den actionstrotzenden „Kill Bill“-Streifen.

Die Szene, in der Jung erschossen wird, ist im fertigen Film gerade mal fünf Minuten lang – die Dreharbeiten dafür dauerten zwei Wochen. Jeder Drehtag 16 Stunden Maske, Kostüm und Stunts. „Eine wirklich harte Zeit, aber für die Strapazen entschädigt hat natürlich, dass wir Quentin Tarantino live erleben konnten.“ Als einen lockeren, witzigen und überhaupt nicht abgehobenen Menschen beschreibt Jung den Kultregisseur: „Klar, er hat hohe Ansprüche, er weiß eben, was er will. Aber trotz seines Ruhms erschien er mir als angenehmer Typ, und sein Humor und seine Lockerheit haben mich wirklich beeindruckt. Er hat mit allen Leuten gescherzt, und es gab überhaupt keine Berührungsängste.“

Auch die Zusammenarbeit mit über 130 Kollegen aus der ganzen Republik war für Jung ein Erlebnis. Noch nie zuvor waren so viele deutsche Stuntleute an einem Projekt beteiligt. „Diese vielen Menschen in einer Szene unterzubringen, ist kompliziert. Aber die Dreharbeiten waren straff durchorganisiert. Die Stuntkoordinatoren haben gute Arbeit geleistet“, erzählt der Heidingsfelder. „So hat selbst dieser außergewöhnliche Massenstunt fast reibungslos geklappt. Zum Glück wurde niemand verletzt, immerhin war das Spiel mit dem Feuer trotz aller Vorsichtsmaßnahmen extrem gefährlich.“

Am Mittwoch letzter Woche konnte sich Jung auf einer Vorpremiere davon überzeugen, dass „Inglourious Basterds“ die ganzen Strapazen auch wert ist. Seine Meinung: „Extrem sehenswert, der beste Tarantino seit langem!“ Ob das stimmt, davon kann sich das Publikum ab Donnerstag, 20. August, in den deutschen Kinos ein Bild machen.

 
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