Das dritte Album von Adele heißt „25“ – und wird „durch die Decke gehen“, wie es in der gebeutelten Musikbranche triumphierend heißt. Die elf Songs des britischen Soul-Pop-Superstars punkten ohne peinliche Anbiederei mit großen Melodien, großen Gefühlen und vor allem eine rgroße Stimme, mit der sich Adele Laurie Blue Adkins (so ihr bürgerlicher Name) endgültig bei den Besten ihrer Zunft einreiht.
Man denkt an Shirley Bassey, an Dusty Springfield – und ja, auch an Barbra Streisand, deren Hollywood-Pathos sich Adele in einigen ihrer Herzschmerzballaden gefährlich nähert. Der Vorbote dieses von Fans, Musikkritikern und Plattenindustrie mit Hochspannung erwarteten Albums, die Ende Oktober erschienene Single „Hello“, wies bereits die Richtung: verhallte Klavierakkorde, Adeles Stimme, ein zunächst reduziertes, dann ins Gigantische wachsendes Arrangement.
Dazu melancholische Textzeilen: „Hallo, ich bin's, wollte nur wissen, ob Du mich nach all den Jahren noch treffen magst . . .“ Das klang rührend bescheiden – denn natürlich wurde Adele vier Jahre nach ihrem über 30 Millionen Mal verkauften zweiten Werk „21“ schmerzlich vermisst. Da sie mit ihrem kehlig-frechen Lachen und den zeitweise weidlich dokumentierten Gewichtsproblemen stets als ein „Mädchen von nebenan“ rüberkam, war man der heute 27-Jährigen trotz all der Hits, der Videos, der Grammys und Oscars nicht überdrüssig.
Dass sie bekannte, ihr sei „das Leben dazwischengekommen“, mit Familie und Kind und Häuschen in London, machte sie nur noch sympathischer. Doch man sollte sich nicht täuschen lassen: Adele steuert ihre Karriere sehr zielbewusst und eigenständig. Die letzte Entscheidung über ihre Musik trifft sie – trotz all der teuren Co-Autoren und Produzenten – immer selbst. Und so ist auch „25“, wie schon die beiden Vorgänger, ein Mainstream-Album in Reinkultur.
Eine neue, stärker ins Risiko gehende Adele sucht man auf dem neuen Album meist vergeblich. Vor allem das zarte „Million Years ago“ wäre da zu nennen, das in den Soundtrack eines französischen Kino-Melodrams der 60er Jahre passen könnte. Oder das mit karibischem Groove ausgestattete „Send my Love (To your new Lover)“. Das Album endet mit „Sweetest Devotion“, gut vier Minuten Gospel, Soul und Pop. In den ersten und letzten Sekunden des Liedes ist eine leise Kinderstimme zu hören – Adeles kleiner Sohn bei einem Besuch im Studio? Gut möglich. Er war es angeblich, der die viel Wert auf Zurückgezogenheit legende Sängerin zum Comeback antrieb: „Ich lasse mich nicht durch allzu viel motivieren, sicherlich nicht durch Geld“, sagte Adele. „Aber mein Kind soll sehen, wie seine Mama die Sache wieder ins Laufen kriegt.“