War für ein Dreiklang in einer einzigen Woche: am Sonntag Tim Bendzko, in der Wochenmitte Wincent Weiss und freitags Gregor Meyle! Ein üppiges Angebot deutscher Popmusik für die Freunde nachdenklicher, frecher und bewegender Lieder war also in Würzburg geboten. Und mehr als 1000 Fans hatten sich für den Musiker mit Hut, Brille und Bart entschieden und wurden dafür in der s.Oliver Arena von Gregor Meyle und seiner stark aufspielenden Band mit einem flotten Konzert belohnt.
Was der tschechische Schriftsteller Milan Kundera 1984 in einem Roman noch „unerträglich“ fand, ist für den fleißig produzierenden Liedermacher mitreißend präsentiertes Tourneemotto: „Die Leichtigkeit des Seins“ schwingt in den meisten seiner Songs mit. Optimismus beflügelt seine Lieder, weil Meyle an das Gute im Menschen glaubt. Und das tut den dicht gedrängt stehenden Zuhörern in unsteten Zeiten spürbar gut. Beinahe jeder Vortrag wird von Händen und Stimmen mit getragen. Wo es geboten ist, macht sich stummes Lauschen breit, flackert ein Feuerzeug unter hundert Handylichtern.
Das gedämpfte Bühnenbild zeigt eine nächtliche Gasse, die südländisches Flair ausstrahlt. Davor geben sieben Multitalente über zwei Stunden in wechselnder Instrumentierung bejubelte Beispiele ihrer Perfektion. Saxophon, Trompete und Posaune bilden das Rückgrat des Klangkörpers, Piano, Gitarre und Bass beweisen ihre Strahlkraft und an den Drums lässt Massimo keinen Zweifel an seiner Klasse aufkommen. Zarte Geigentöne steuert Laura Bellon bei, deren helle, klare und voll tönende Stimme solo oder im Duett mit dem Bandleader Akzente setzt.
Mittelpunkt des Bühnenlebens und der Musik bleibt Gregor Meyle, der mit seinen Liedern seine positive Lebenseinstellung ins Publikum trägt und dafür geliebt wird. Mit dem vehementen „Land in Sicht, volle Kraft voraus“ nimmt er seine Fans mit auf eine bewegte musikalische Fahrt, bei der schon aus den Liedtiteln viel Aufbauendes zu entnehmen ist.
„Das Schlimmste ist vorbei“ stemmt sich gegen Ungerechtigkeit und Selbstmitleid, „Da geht noch mehr“ biegt Stillstand um und „Nichts ohne Grund“ hilft dem Gestrauchelten auf. Mit rockiger Power schickt er „Keine Macht den Pessimisten“ in den Saal und bekommt das Echo hundertfach zurück.
Und manchmal geht?s auch bei bestem Willen nicht weiter: „Pack deinen Scheiß und geh“ beendet eine Liebesbeziehung in zornigem Tempo. Der 39-jährige Unterhalter, der mit seinen Anekdötchen herzliche Lacher provoziert, weiß seine Mutter im Publikum und widmet ihr mit „Die Tapfere“ einen dankbaren, sehr emotionalen Rückblick auf seine Kind- und Jugendzeit.
Der Zugabenblock endet mit einem echten „Meylenstein“: Gregor führt seine Band mitten in den Saal und wiegt sich mit seinen Fans im sanften Rhythmus des „Kleinen Liedes“. Begeistert aufgenommener Abgesang!