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Konzerte
Absurde Preise für Adele und Taylor Swift: Wer kontrolliert den Ticket-Schwarzmarkt?
Der Kampf um Konzertkarten der Megastars war bürokratischer Wahnsinn. Tausende Fans versuchen es deshalb jetzt auf dem Schwarzmarkt, doch das Risiko ist hoch.
Taylor Swift Eras Tour Konzert Karte Ticket.jpeg       -  Ein Anblick, der bei einigen Fans Schnappatmung auslösen dürfte: ein Ticket für Taylor Swifts begehrte Eras Tour.
Foto: Fernando Gens, dpa | Ein Anblick, der bei einigen Fans Schnappatmung auslösen dürfte: ein Ticket für Taylor Swifts begehrte Eras Tour.
Hannah Greiner
 |  aktualisiert: 01.04.2024 02:41 Uhr

Im Juli 2023 und Februar 2024 tobte mitten in Deutschland ein Kampf um die Kultur. Wie, das haben Sie nicht mitbekommen? Mütter, Väter und Jugendliche konkurrierten, nur um gegen ebenso willensstarke Tanten, Onkel und Großeltern zu verlieren. Die Rede ist vom emotionalen Ringen um Konzerttickets: erst für Taylor Swift, dann für Adele.

Schon bevor die Kartenverkäufe für die Superstars starteten, wussten alle, dass der Andrang riesig sein würde. In den USA war zuvor etwa die Plattform Ticketmaster unter der überbordenden Taylor-Swift-Nachfrage kollabiert. Auch in Frankreich musste der Vorverkauf für Swift abgebrochen werden. Als es Monate später um Adele ging, befürchteten Fans ähnliche Strapazen. 

Bürokratischer Wahnsinn: Konzert-Vorverkauf von Taylor Swift und Adele

Einen Monat bevor es überhaupt losging, mussten sich die Swift-Fans für den Vorverkauf im Juli 2023 registrieren – und anschließend auf einen Code hoffen, der ihnen eine höhere Chance - aber immer noch keine Garantie - auf ein Ticket verschaffen sollte. Laut Eventim lief die Verteilung dieser Vorverkauf-Zugangscodes zufällig ab und wurde sogar notariell beglaubigt. 

Im Februar 2024 folgte dann der nächste Vorverkaufsstress auf Taylor-Swift-Niveau: Jeder wollte Tickets für Adeles europaweit einzige Konzerte in München ergattern. Die britische Sängerin spielt im Sommer zehnmal auf dem Messegelände in Riem. Auch hier konnten sich Fans durch eine Registrierung vorab einen „Zugang zum Ticketkauf“ und somit einen eintägigen Vorsprung sichern. Laut dem Veranstalter Live Nation haben das mehr als 2,2 Millionen Menschen genutzt. Bei Taylor Swift, teilte Eventim mit, versuchten drei Millionen Fans an Karten zu kommen. Am Ende des Ticket-Rausches: riesige Nachfrage, mangelndes Angebot und reihenweise enttäuschte Fans, die mit leeren Händen dastanden. 

Auf Ebay werden bis zu 10.000 Euro für Adele-Tickets verlangt

Kurz darauf verflog für viele auch noch das letzte Fünkchen Hoffnung: Die Karten auf den offiziellen Weiterverkaufsplattformen von Eventim und Ticketmaster waren genauso schnell vergriffen. Da blieb für besonders hartnäckige und verzweifelte Fans nur noch der Schwarzmarkt. Dieser birgt jedoch viele Risiken, warnt die Kanzlei Schütz Rechtsanwälte. Das Anwaltsbüro mit Sitzen in München, Karlsruhe, Heidelberg und Düsseldorf hat sich unter anderem auf den Schwarzmarkt rund um Konzert- und Sporttickets spezialisiert. Auf Anfrage gehen sie mithilfe des Zivilrechts gegen die kommerzielle Weitergabe von Karten auf inoffiziellen Zweitmarktplattformen wie Ebay, Viagogo und Ticketbande vor. Dort zahlt man für vier Taylor-Swift-Karten statt der ursprünglichen 100 bis 800 Euro schon mal 4500 Euro. Auf Ebay werden für vier der fast ausverkauften Adele-Tickets sogar brachiale 10.000 Euro gefordert – bei Originalpreisen von 75 bis 700 Euro. 

Diese Wucherpreise machen viele Fans fassungslos. Aber auch die Konzertveranstalter dürften Interesse daran haben, den Schwarzmarkt in Schach zu halten. Immerhin stören „Angebote auf inoffiziellen Zweitmarktplattformen, die extreme Aufschläge und bisweilen verwirrende Zusatzgebühren verlangen, den fairen Wettbewerb im offiziellen Ticketmarkt erheblich“, schreibt die Kanzlei Schütz – vor allem, wenn der Ticket-Schwarzmarkt so riesig ist wie bei Taylor Swift und Adele. 

Ticket-Schwarzmarkt für Adele und Taylor Swift riesig

Auf Anfrage teilt Anwalt Markus Schütz mit, dass er den inoffiziellen Markt rund um die Konzerte der Sängerinnen als „weitaus größer“ als bei anderen Veranstaltungen dieser Dimension einschätzt. "Das betrifft sowohl die Anzahl der angebotenen Tickets als auch die verlangten Schwarzmarktpreise." Laut dem englischen Lobbyverband Feat, der sich für Fairness im Wiederverkauf von Konzertkarten einsetzt, entgehen offiziellen Ticketverkäufern durch den Schwarzmarkt jährlich etwa 13 Milliarden Dollar.

Wie handhaben es die Konzertveranstalter von Taylor Swift und Adele also mit dem Schwarzmarkt? FKP Scorpio, der Veranstalter der Swift-Konzerte, hält sich bedeckt. Auf Nachfrage der Augsburger Allgemeinen verweist das Unternehmen darauf, dass alle Pressefragen an Swifts US-Management weitergeleitet werden müssten. Unsere Anfrage blieb bis zur Veröffentlichung des Artikels unbeantwortet. Die Veranstalter der Adele-Konzerte - Live Nation und Leutgeb Entertainment Group - antworteten trotz mehrfacher Anfragen überhaupt nicht. Ein Fall aus 2019 gibt allerdings Hinweise darauf, dass sich zumindest FKP Scorpio des Ticket-Schwarzmarktes bewusst ist. Damals erwirkte die Kanzlei Schütz für den Konzertveranstalter ein gerichtliches Verbot für den Weiterverkauf von Ed-Sheeran-Tickets. 

Personalisierte Karten als Waffe gegen den Schwarzmarkt?

Für Swifts Eras Tour ging FKP Scorpio einen präventiven Schritt, um Schwarzmarkthändlern den Weiterverkauf zu erschweren: Der Veranstalter personalisierte die Karten. "Zutritt zum Konzert erhält nur der auf dem Ticket namentlich vermerkte Käufer", heißt es bei Eventim. Deshalb sei die Weitergabe jeglicher Swift-Karten "technisch gar nicht möglich". Trotzdem gibt es viele Ebay-Angebote, die eine Neupersonalisierung der Karten versprechen. Diese ist über einen mühsamen und kostspieligen Weg auf einer offiziellen Plattform von Eventim zwar möglich. Die Verbraucherzentrale warnt jedoch dringend davon ab, solchen Angeboten zu vertrauen. 

Sind personalisierte Karten also eine effektive Waffe gegen den Schwarzmarkt? Dafür müsste am Konzerttag der Name auf dem Ticket mit dem Personalausweis abgeglichen werden. Wie streng das Sicherheitspersonal am Einlass kontrolliert, liege in der Hand des Veranstalters, erklärte ein Olympiastadion-Sprecher auf Anfrage. Dort tritt Swift im Juli für zwei Konzerte auf. Der Veranstalter FKP Scorpio hält sich auch zu den geplanten Kontrollen bedeckt, aber eins ist klar: Die Personalkosten würden durch gründliche und strenge Einlasskontrollen steigen – ebenso wie die Wartezeit der Fans.

 
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