Gute Nachrichten von Salman Rushdie. Er sitzt am Schreibtisch und schreibt. Über das, was ihm widerfahren ist und nicht nur in der literarischen Welt für Schock und Entsetzen sorgte. Im August vergangenen Jahres wurde der indisch-britische Schriftsteller bei einer Literaturveranstaltung in Chautauqua im Bundesstaat New Yorkvon einem Attentäter mit einem Messer angegriffen und schwer verletzt. Rushdie, 74, ist seitdem auf dem rechten Auge erblindet, eine Zeit lang konnte er auch seine linke Hand nicht mehr benutzen. "Der menschliche Körper hat eine bemerkenswerte Fähigkeit zur Heilung. Ich würde nicht sagen, dass ich zu 100 Prozent zurück bin, aber ich bin auf dem Weg", sagte der Schriftsteller im Interview mit dem Time-Magazin, das ihn eben in seine Liste der 100 einflussreichsten Menschen des Jahres 2023 aufgenommen hat.
Schriftsteller Salman Rushdie zum Attentat: "Wenn es ein Buch wird, dann kein besonders langes"
Rushdie musste seit der Veröffentlichung seines satirischen Romans "Die satanischen Verse", in dem er unter anderem das Leben des Propheten Mohammed fiktionalisierte, mit der Gefahr eines Attentats rechnen. 1989, wenige Monate nach Erscheinen, sprach der damalige iranische Revolutionsführer Ajatollah Chomeini die Todes-Fatwa gegen ihn aus. Nach Jahren, in denen Rushdie mit Hilfe des britischen Geheimdienstes untertauchte und an ständig wechselnden Wohnorten lebte, trat er schon seit Längerem wieder öffentlich und ohne sichtbare Schutzvorkehrungen auf. So wie nun auch in Chautauqua. "Das ist ein sehr schreckliches Ereignis in einem Leben und es muss erst einmal verdaut werden", sagt Rushdie. Ein Weg für ihn, den Schriftsteller, das Schreiben: "Für mich ist das eine Art, die Sache in die Hand zu nehmen." Genaueres könne er noch nicht sagen, was für eine Art Buch es werde, ob überhaupt. Nur dies: "Wenn es ein Buch wird, dann kein besonders langes."
416 Seiten aber gibt es dieser Tage neu von Rushdie zu lesen. "Victory City" ist der Titel des nun auch auf Deutsch erschienenen neuen Romans, in dem Rushdie nach Südindien im 14. Jahrhundert führt. Es ist sein fünfzehnter Roman, die letzten Korrekturen erledigte er wenige Tage vor dem Attentat. An öffentliche Lesungen sei derzeit nicht zu denken - er wisse nicht, wie so eine Veranstaltung in Zukunft aussehen könne – aber dafür twittert der mit seiner Frau Rachel in New York lebende Rushdie rege, postet Rezensionen. Und schreibt.