
Abgemagert bis auf die Knochen schlurft er als kaltblütiger Joker über die Leinwand, gibt den labilen Kriegsveteranen oder einen introvertierten Single, der sich in die Stimme eines Betriebssystems verliebt. US-Schauspieler Joaquin Phoenix verkörpert gern düstere Typen und schwierige Charaktere. Auch seine neueste Rolle hat es in sich. Als französischer Kaiser steht er in Ridley Scotts Film „Napoleon“ vor der Kamera und verleiht dem Herrscher mit Zweispitz ein fast tölpelhaftes Wesen.
Drogen warfen Joaquin Phoenix immer wieder aus der Bahn
Der gebürtige Puerto-Ricaner mit der markanten Narbe an der Oberlippe und den leuchtend grünen Augen gilt als Perfektionist, der sich seinen Figuren mit Besessenheit hingibt. Für seine Rolle als Joker, die ihm einen Oscar als bester Hauptdarsteller einbrachte, hungerte er wochenlang, was ihn fast in den Wahnsinn trieb, wie er später erklärte.
Um den Country-Musiker Johnny Cash in „Walk the Line“ möglichst authentisch darzustellen, lernte Phoenix Gitarre, sang alle Lieder selbst ein und trank so viel Alkohol, dass er nach den Dreharbeiten einen Entzug machen musste. Drogen warfen Phoenix immer wieder aus der Bahn, so musste er zusehen, wie sein Bruder River, ebenfalls Filmstar, Anfang der 1990er-Jahre an den Folgen einer Überdosis starb.
Joaquin Phoenix hat nie eine Schauspielschule besucht
Aufgewachsen ist der 49-Jährige als drittes von fünf Kindern. Seine Eltern zogen als missionierende Hippies und Anhänger einer Sekte durchs Land, bevor sie sich Anfang der 1980er-Jahre in Los Angeles niederließen. Um das Einkommen der Familie aufzubessern, stand Phoenix früh für Werbespots und TV-Shows vor der Kamera. Mit Anfang 20 nahm er sich eine Auszeit und reiste quer durch Südamerika. Eine Schauspielschule besuchte er nie, trotzdem gelang ihm mit seiner Darbietung als hasserfüllter Kaiser in „Gladiator“ im Jahr 2000 der Durchbruch.
Acht Jahre später gab Phoenix bekannt, sich aus dem Filmgeschäft zurückziehen zu wollen, ließ sich die Haare wachsen und inszenierte sich als Rap-Künstler – aber alles nur Show, wie sich herausstellte. Die Inszenierung diente der Mockumentary „I’m Still Here“. Phoenix ist mit Schauspielerin Rooney Mara verlobt. Er lebt seit seiner Kindheit vegan, ist bekennender Tierschützer und rettet auch mal medienwirksam ein Kalb aus einem Schlachthaus. Auch in seinen Filmen soll er nur pelz- und lederfreie Kleidung tragen.