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Porträt
Heldin wider Willen: Illustratorin Rotraut Susanne Berner wird 75
Rotraut Susanne Berners Wimmelbilder sind ein weltweiter Erfolg – dank ihrer Widerborstigkeit auch in Amerika. Am Samstag wird die Illustratorin 75.
In Wimmelbücher können sich schon Kleinkinder stundenlang vertiefen. Neben Ali Mitgutsch hat auch Rotraut Susanne Berner die Kinderherzen erobert. Foto: Manu Theobald       -  Die Illustratorin Rotraut Susanne Berner feiert ihren 75. Geburtstag.
Foto: Manu Theobald, dpa | Die Illustratorin Rotraut Susanne Berner feiert ihren 75. Geburtstag.
Birgit Müller-Bardorff
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:45 Uhr

Zu ihrem größten Erfolg musste Rotraut Susanne Berner überredet werden. Durch die vier Jahreszeiten und in einem fünften Band auch durch die Nacht begleitet die in München lebende Illustratorin in ihren Wimmelbilderbüchern eine Vielzahl an Menschen und Tieren durch ihr Leben im fiktiven Dorf Wimmlingen. 

Bei 40 Grad Hitze pinselt Rotraut Susanne Berner Schneeflöckchen in ihr "Winter-Wimmelbuch"

Mehr als drei Millionen Exemplare verkauften sich weltweit von den Büchern, mit deren erstem, dem "Winter-Wimmelbuch", Berner im heißen Sommer 2003 begann. Während draußen 40 Grad herrschten, pinselte sie – auf Geheiß ihres Verlegers – Schneeflöckchen um Schneeflöckchen aufs Papier. "Das ist eine wahnsinnige Fleißarbeit und ich habe wirklich gelitten unter den Büchern. Andere Zeichnungen macht man – wenn die Idee da ist – sehr schnell. Dann ist man glücklich und lehnt sich zurück. Aber an so einem Wimmelbuch sitzt man Wochen."

Was nun nicht heißen soll, dass Berner für ihre anderen Projekte weniger Sorgfalt und Hingabe walten ließ. Über 100 Bücher hat sie veröffentlicht, darunter die beliebte Reihe um das Kaninchen "Karlchen". Dazu kommen noch etwa 800 Cover, die sie gestaltet hat. Als Nachfolgerin ihres 2012 verstorbenen Ehemanns Armin Absmeier gab Rotraut Susanne Berner bis zu deren Einstellung 2019 auch die legendären "Tollen Hefte" heraus, in denen ein literarischer Text und Illustrationen zu einer einmaligen Symbiose fanden. 

Neben Preisen wie dem Deutschen Jugendliteraturpreis wurde sie mit dem international renommierten Hans-Christian-Andersen-Preis ausgezeichnet. Dabei sei sie als Illustratorin Autodidaktin, erzählt Rotraut Susanne Berner, wenn sie nach ihrem Werdegang gefragt wird. Denn studiert hatte sie Grafikdesign an der Fachhochschule München und erst einmal war sie in der Verlagswerbung tätig, bevor sie ab 1977 als freie Illustratorin arbeitete.

Berners Illustrationen vermitteln die Verbundenheit mit der Natur

Die große Verbundenheit zur Natur, die die am 26. August 1948 geborene Berner in ihrer Kindheit in Stuttgart-Rotenberg erlebte, spricht aus ihren Bildern und Zeichnungen. Mit klarem Umriss und schwarzer Kontur setzt sie ihre Figuren und Gegenstände in farbenreich gestaltete Umgebungen. Mit Gouache, Pastellkreiden und Buntstiften zeichnet sie Bilder, die mit viel Witz und Leichtigkeit gelegentlich auch ein wenig Widerborstigkeit spiegeln – eine Eigenschaft, die wohl auch durchaus ihre Schöpferin auszeichnet und ihr den "Wimmel-Pimmel"-Eklat einhandelte. 

Als ein amerikanischer Verlag die Rechte für ihr "Herbst-Wimmelbuch" kaufte, bat man darum, doch das Geschlechtsteil an einer nackten Skulptur zu entfernen. Ganze 7,5 Millimeter groß war die Figur, besagtes Körperteil gerade mal ein kleiner Punkt. Die Prüderie der Amerikaner und die Weigerung Berners schlugen hohe Wellen. "Ich wurde dann als Heldin gefeiert, das fand ich auch etwas lächerlich." Der Mini-Penis blieb – und dank eines anderen Verlages können auch die amerikanischen Kinder in Berners Wimmelbüchern danach suchen.

 
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