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Porträt
Ein Schauspieler, der aus der Geschichte lernen will
Christian Friedel spielt in "The Zone of Interest" den KZ-Lagerkommandanten Rudolf Höß. Eine Rolle, die Friedel über die Nazi-Unterstützer nachdenken ließ.
Friedel: Dreharbeiten waren intensiv.jpeg       -  Der deutsche Schauspieler und Sänger Christian Friedel spielt in 'The Zone of Interest' den KZ-Lagerkommandanten Rudolf Höß.
Foto: Sebastian Kahnert, dpa | Der deutsche Schauspieler und Sänger Christian Friedel spielt in "The Zone of Interest" den KZ-Lagerkommandanten Rudolf Höß.
Richard Mayr
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:01 Uhr

Alle sprechen gerade über die Schauspielerin Sandra Hüller, die als beste Schauspielerin dieses Jahr für den Oscar nominiert ist. Mit zwei Filmen hat sie seit Monaten international für Furore gesorgt: "Anatomie eines Falls" und "The Zone of Interest". Man könnte aber auch über den Schauspieler Christian Friedel sprechen. In "The Zone of Interest" spielt er den Gegenpart zu Sandra Hüller, beide verkörpern sie das Ehepaar Rudolf und Hedwig Höß. Nun kommt der Film, der im Mai 2023 in Cannes zum ersten Mal zu sehen war, endlich in die Kinos. Er bietet schwere Kost.

Und Friedel spielt darin sozusagen das Gegenstück zum Widerstandskämpfer Georg Elser, den er 2015 dargestellt hat. In "The Zone of Interest" muss er eine der wichtigen Figuren darstellen, die Hitlers und Himmlers Massenvernichtungspläne an den Juden, den Sinti und Roma und vielen anderen in die Tat umgesetzt hat. Höß war der Lagerkommandant, der das KZ Auschwitz-Birkenau aufbauen ließ, der dort die Gaskammern einrichten ließ, der den Mord an mindestens 1,1 Millionen Menschen organisiert hat. Gelebt hat Höß mit seiner Frau Hedwig in einem Haus direkt neben dem Lager. "Sein Garten endete fast direkt an den Gaskammern", sagt Friedel in einem Interview mit dem NDR, der vor den Dreharbeiten das Originalhaus besucht hat, um sich einen Eindruck zu verschaffen.

Christian Friedel spielt auch in "Babylon Berlin" mit

In diesem Gespräch erzählt der 44-Jährige auch, wie wichtig es ist, etwas aus der Geschichte zu lernen. Denn man könne sich nicht einfach sicher sein als Mensch, auf welcher Seite man stehe, was man selbst getan hätte, ob man nicht auch ein Unterstützer des Nazi-Systems geworden wäre wie die Familie Höß. Als solche wollen Friedel und Hüller die beiden darstellen. Und der Film macht das auf unheimliche Weise, weil er das Lager hinter der Grundstücksmauer nie zeigt, weil das, was dort geschieht, nur auf der Tonspur zum Ehepaar Höß und den Zuschauern anbrandet.

Wo Friedel politisch heute steht, hat er allerdings schon längst auch öffentlich deutlich gemacht. Der Schauspieler, der in Dresden lebt und am Theater dort auch immer wieder als Gast sowie als Regisseur zu sehen ist, macht selbst auch Musik. Mit seiner Band Woods of Birnam trat er in Dresden auf Gegenveranstaltungen zu den großen Pegida-Demonstrationen auf. Er und seine Band waren übrigens auch mit einem Stück in der dritten Staffel von Babylon Berlin zu hören, als Friedel alias Reinhold Gräf dort den Song "Du bist alles" performt hat.

 
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