Aufsehen, Kopfschütteln, gar Widerwillen zu erregen, darin übt sich mancher, der in die Schlagzeilen zu kommen trachtet. Aber kaum einer beherrscht dies so gut wie Damien Hirst, dieser britische Konzeptkünstler, Jahrgang 1965, der hinlänglich seriös startete, bald aber immer spektakulärere Bildwerke, Installationen und Transaktionen finanzieller Art ausführen ließ, die ihn durch stetig bizarrere Präsentationsformen weltweite Bewunderung hier, weltweite Fassungslosigkeit dort garantierten.
Jetzt kommt er – zumindest in Bayern – wieder in vieler Munde, weil das Münchner Museum of Urban and Contemporary Art (Muca) eine Überblicksschau zeigt, in deren Rahmen auch jener in Platin gegossene und mit 8601 Diamanten besetzte Totenkopf zu sehen ist, der 2007 die Kunstszene über alle Maßen erregte: "For the Love of God".
Hirsts Glitzer-Schädel wurde angeblich für 75 Millionen Euro verkauft
Hirst hatte es damals mal wieder geschafft: mit seinem Generalthema von Schmerz, Tod und Vergänglichkeit einerseits, Luxus-Glanz und Prunk andererseits ein spektakuläres Werk zu entwerfen. Dass der Glitzer-Schädel seinerzeit für angeblich 75 Millionen Euro als teuerstes zeitgenössisches Kunstwerk verkauft wurde – wobei Hirst selbst als Teil eines Käuferkonsortiums auftrat –, tat der Sensation gewiss keinen Abbruch.
Angefangen aber hatte der Hirst-Hype nach seiner Ausbildung am renommierten Londoner Goldsmiths College und nach durchaus eindrücklichen Schaukästen voller (bunter) Arzneimittel beziehungsweise grau lackierter Medizinal-Instrumente mit den berühmten, in Formaldehyd eingelegten Tierkadavern: Hai, Schaf, Kuh mit Kalb. Und weil Letztere in Form eines Körper-Längsschnitts konserviert worden waren, trat à la Gunther von Hagens Anatomie-Schauen zusätzlich ein gerüttelt Maß Seh- und Grusellust des Publikums hinzu.
Damien Hirst ist ebenso gut als Unternehmer wie als Produzent
Vielleicht war Hirst, in Bristol (Großbritannien) geboren und Turner-Preisträger, 2008 auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Da ließ er – just am Vorabend der Bankenkrise – gut 200 frische Werke aus dem Atelier auf eigene Faust versteigern, was ihm ein achtstelliges Sümmchen einbrachte. Überhaupt ist er ein mindestens ebenso guter Unternehmer wie Produzent: Zeitweise galt Hirst als der Krösus unter den lebenden Künstlern.
Was der einstige Kopf der Gruppe junger britischer Künstler in seinem Atelier noch konzipierte, blieb vergleichsweise harmlos, bunt, hübsch, kitschverdächtig: Bilder mit sorgfältig angeordneten Reihen farbiger Punkte, auch die Serie sogenannter "Spin-Bilder", bei denen sich die Farbe aufgrund einer sich schnell drehenden Leinwand von selbst verteilte. Nichts Besonderes.