Nun wird es wohl doch noch ein fünftes Mal geben: Nach 1990, 2000, 2010 und zuletzt 2022 (wegen der Corona-Pandemie aus dem zehnjährigen Turnus gebracht) wird Christian Stückl aller Voraussicht nach auch 2030 wieder Spielleiter der Passion in Oberammergau werden. Am Montag stellt der 63-Jährige auf einer Bürgerversammlung sein Konzept für die nächste Passion vor.
Als Passionsspielleiter 2030 war Christian Stückl zunächst nicht der einzige Kandidat
Und er wird der Einzige sein - wie auch in den Jahrzehnten zuvor, aber diesmal sah es einige Zeit so aus, als wäre da noch ein anderer, der ihm den Posten streitig machen sollte. Denn im Frühjahr hatte auf einmal auch Abdullah Karaca, ausgerechnet sein künstlerischer Ziehsohn, den Finger gehoben, als die Spielleiterfrage auf die Tagesordnung des Gemeinderates kam.
Der beschloss daraufhin ein Bewerbungsverfahren, das bei Stückl einige Verwunderung hervorrief. Sind etwa vier nicht nur populäre, sondern auch künstlerisch angesehene Passionsspiele nicht Bewerbungsunterlagen genug für eine fünfte Auflage des Spektakels? Mittlerweile haben sich die Kontrahenten geeinigt, Karaca arbeitet mit Stückl wie schon 2022 zusammen.
Christian Stückl und die Passion, da passt kein Blatt dazwischen. „Die Passion ist mein Leben“, sagte er, als die Querelen im Sommer aufkamen. Dabei ist Stückl, der Wirtssohn, der vorzugsweise Jeans, Hemd und Strickjanker trägt, ja nicht nur Passionsspielleiter aus Passion, sondern auch mehrmaliger Regisseur des Salzburger „Jedermann“ und seit 2002 Intendant des Münchner Volkstheaters. Gerade hat er dort Daniel Kehlmanns Roman „Lichtspiel“ auf die Bühne gebracht. Schon als kleiner Bub habe er gewusst, dass er Regisseur werden will, erzählt Stückl gern. „Bühnenschreck“ sei er damals genannt worden, als er hinter der Bühne für Unruhe sorgte, während Vater und Großvater vorne mitspielten.
Mit 24 war Christian Stückl der bisher jüngste Spielleiter
Unruhe gestiftet hat Stückl dann auch weiterhin, als er mit 24 Jahren zum bisher jüngsten Spielleiter gekürt wurde. Er wertete die Frauenrollen im Stück auf, gab zuerst Protestanten größere Rollen, dann auch Muslimen.
Schon ist zu hören, dass er auch die eherne Regel aufweichen will, dass nur in Oberammergau gebürtige oder seit 20 Jahren im Ort lebende Bürger bei der Passion mitspielen dürfen. Das Image des Bühnenschrecks wird er wohl so schnell nicht loswerden, „der Christian“, wie alle im Ort den Mann mit Zottellocken auf dem Haupt und Bart im Gesicht in einer Mischung aus Respekt und Vertrautheit nennen.