Kurz vor Mitternacht ist der Rathausplatz voller Menschen. Sie alle treffen sich zum großen Finale der ersten Augsburger Chornacht. Der musikalische Ausklang läutet den Auftakt zum kulturellen Programm des Augsburger Hohen Friedensfestes ein. Der Mut der Macher des Friedensbüros der Stadt Augsburg zu dieser Chornacht hat sich gelohnt.
Als rund 1500 Menschen unter Anleitung der Chorleiter Peter Bader und Daniel Böhm mit "Viva la musica" das erste von vier Friedensliedern anstimmen, umarmt Thomas Weitzel (OB-Referat Stabsstelle Kultur) sein Team und ruft: "Ja, es funktioniert!". Gänsehaut pur an diesem Abend, an dem der Friede und die Freude an der Musik an erster Stelle stehen.
28 Augsburger Chöre verzaubern am Samstagabend die Friedensstadt
Wenn hunderte Musikerinnern und Musiker "Shalom chaverim" singen und gemeinsam in dem Lied "Dona nobis pacem" um Frieden bitten, ist das gerade angesichts der aktuellen Lage ein denkwürdiger und ergreifender Moment. Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber stand sichtlich gerührt auf der Bühne: "Unfassbar, so viele Menschen stehen hier!"
28 Augsburger Chöre verzaubern am Samstagabend die Friedensstadt mit einer besonderen Liedauswahl, die sich um Frieden, Freiheit und Lebensfreude dreht. Die Chöre des Peutinger-Gymnasiums interpretierten "I have a dream" (Mary Donnelly) und den "Earth Song" (Michael Jackson). Diesen Traum von einer friedlichen Welt leben die Augsburger an diesem Abend voll und ganz. Chöre unterschiedlicher Generationen, Kulturen und Religionen bringen hunderte Menschen zusammen. Gesungen wird in Kirchen und Kneipen, aber auch auf der Straße, in Hinterhöfen und im Kleinen Goldenen Saal.
Passend zum Thema des diesjährigen Friedensfestes ist die Nacht ein kreativer Weg zum Frieden. Natürlich darf "Augsburg singt" mit Raphael Kestler nicht fehlen, dessen Format in diesem Rahmen eine ganz neue Dimension annimmt. Gäste haben die Qual der Wahl. Eine Besucherin hat sich die Programmpunkte gezielt ausgesucht, um einen Eindruck zu bekommen, was die Chöre bieten. "Ich bin nämlich selbst auf der Suche nach einem Chor", sagt sie und freut sich über die große Auswahl. Tatsächlich ist im Programmheft bei einigen Chören der Hinweis verzeichnet: "Wer mag mitsingen?"
Neben klassischen Stücken sind Poplieder und afrikanische Songs zu hören
In der Grottenau im Konzertsaal des College of Music ertönt ebenfalls die Friedensbitte aus "Agnus Dei" von Gioachino Rossini mit der ChorAkademieAugsburg unter der Leitung von Professor Dominik Wortig. Gleich danach geht es mit der "Singstation" a cappella weiter. Auf dem Weg von der Grottenauüber den Hofgarten zum Kleinen Goldenen Saal sitzen Menschen draußen und genießen die laue Sommernacht.
In der Jesuitengasse steht eine große Menschentraube mit Getränken in der Hand vor der Maximilian Klause. Es dringen afrikanische Klänge von Zaza und dem "Grand Coir" des Grandhotels Cosmopolis Augsburg nach draußen. Das Lied "Kamalimba" handelt von einem jungen Abenteurer und wird in der senegalesischen Sprache Mandinka gesungen.
Die Alevitische Chorgruppe beeindruckt mit dem Lied "Barış Güvercini" – übersetzt "Die Friedenstaube". "Musik hat eine große Bedeutung in unserer Kultur, denn sie gibt Lebensfreude und Trost in Zeiten der Not", erzählt eine Sängerin. "Imagine" von John Lennon wird vom Augsburger Kneipenchor angestimmt. Ein Pärchen umarmt sich und schwärmt: "Darauf haben wir gewartet".
Im Kleinen Goldenen Saal ist die prächtige Wand hinter der Bühne in rotes Licht getaucht und verleiht dem Gold einen warmen Glanz. Passend dazu erklingt der Song "Summer moved on" mit "Chorfeo" unter der Leitung von Moritz Hopmann. Der Philharmonische ChorAugsburg singt das berührende Werk "Gabriellas Song" aus dem Kinofilm "Wie im Himmel" und der Mozartchor das "Gebet für die Ukraine" von Valentin Silvestrov. Die "Tonträger" lassen Nena´s "99 Luftballons" wieder aufleben.
Augsburg zeigt mit der ersten Chornacht, wie ein friedlicher Abend klingen kann. Der Traum der Chorleiter Daniel Böhm und Peter Bader hat sich gelohnt. Denn gemeinsam mit Christiane Lembert-Dobler haben sie die Idee der Chornacht auf den Weg gebracht. Neben der Musik eint die Singenden in dieser Nacht auch ein tiefes Gefühl der Verbundenheit. Am Ende fordern die Zuhörerinnen und Zuhörer auf dem Rathausplatz eine Zugabe. Erneut erklingt die Bitte um Frieden. Das ist die Botschaft der Augsburgerinnen und Augsburger an die Welt.